von Dirk | Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Justin Bieber Changes Album

Justin Bieber Changes Album  ·  Quelle: Def Jam

Medasin x Laxcity – Overdose Vol. 8

Medasin x Laxcity – Overdose Vol. 8  ·  Quelle: Splice Sounds

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Eigentlich ist Justin Bieber hier gar nicht das große Thema. Das beginnt aber trotzdem mit dem Sänger. Der hat nämlich mit einem Song seines neues Albums für Gesprächsstoff gesorgt. Auf Twitter scheinen die Finger ja immer schneller als das Gehirn zu sein, denn genau da durften wir Zeuge werden, wie der Star des Diebstahls bezichtigt wurde und das vermeidliche Verbrechen genauso schnell wieder aufgeklärt wurde. Ein Sample ist nämlich der eigentliche Protagonist dieser Geschichte. Aber der Reihe nach:

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Justin Bieber und der Loop von Splice Sounds

Als Justin Bieber letzte Woche sein neues Album „Changes“ veröffentlichte, ließ der Ärger nicht lange auf sich warten. Nur wenige Stunden später meldete sich der Künstler Asher Monroe auf Twitter (wo sonst?) und bezichtigte den Star des Diebstahls.

Der Vorwurf: Bieber hätte sich für den Titel „Running Over“ bei der Melodie von Monroes Stück „Synergy“ bedient. Und tatsächlich ist in beiden Liedern die gleiche Akkordfolge mit einem identischen Sound zu hören. Und wie sich dann herausstellt, gibt es sogar noch weitere Stücke mit genau diesem Motiv. Was ist da los?

Die Sache ist schnell aufgeklärt: Die Künstler benutzen einen Loop des Produzenten Laxcity, der in dem Sample Pack „Medasin x Laxcity – Overdose Vol. 8“ auf Splice Sounds veröffentlicht wurde. Asher Monroe war sich dieser Tatsache vermutlich nicht bewusst – wahrscheinlich wurde der Beat von einem anderen Produzenten eingekauft. Vielleicht hat er auch nur die Möglichkeit gesehen, Publicity für sich herauszuschlagen.

Medasin x Laxcity – Overdose Vol. 8

Medasin x Laxcity – Overdose Vol. 8  ·  Quelle: Splice Sounds

Sample Packs sind ein gängiges Produktionsmittel

Die Story beweist einmal mehr, dass Sample Packs heutzutage ein gängiges Mittel für die Produktion sind. Hits werden am Fließband produziert, da beschleunigen vorgefertigte Melodien, Hooks und Vocals die Arbeit. Und auch etablierte Stars scheuen sich nicht, diese zu benutzen.

Mindestens drei Lektionen können wir daraus ziehen:

  1. Es kommt nicht unbedingt darauf an, wie originell ein Sample ist, sondern was daraus gemacht wird.
  2. Wer selbst gerne Samples und Loops produziert und veröffentlicht, bringt vielleicht das zukünftige Material für den Hit eines Superstars heraus.
  3. Wenn Songs auf für alle frei zugänglichen Sounds basieren, scheint sich das Publikum nicht daran zu stören.

Ist das noch kreativ?

Das Benutzen von Samples scheint einen Riss zwischen Musikschaffenden zu ziehen. Für die eine Gruppe ist es ein völlig legitimes Mittel bei dem Schreiben und Produzieren von neuen Titeln. Für andere hingegen ist dies anscheinend der Untergang und Ausdruck einer Generation, der es an Fähigkeiten und Ideen mangelt.

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Übrigens ist diese Story nicht vergleichbar mit dem Disput zwischen Kraftwerk und Moses Pelham. Denn das hier benutzte Sample stammt aus einem offiziellen Produkt, das den lizenzfreien Gebrauch für eigene Werke erlaubt.

Wie denkt ihr darüber? Ist der Gebrauch von Samples unkreativ? Ist das ein Armutszeugnis für Justin Bieber? Wie immer, sind eure Meinungen willkommen!

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Bildquellen:
  • Medasin x Laxcity – Overdose Vol. 8: Splice Sounds
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16 Antworten zu “Hat Justin Bieber geklaut? Nein, nur den Loop eines Sample-Anbieters benutzt.”

    WOK sagt:
    0

    „Asher Monroe Book ist ein US-amerikanischer Schauspieler, Sänger und Tänzer“ (Wikipedia).
    Hat also offenbar von Musik machen keine Ahnung. Der war vielleicht wirklich so doof, gleich „Diebstahl“ zu krakelen, weil sich im Song eines Anderen ein ähnliches Motiv fand wie das, was sein Studio benutzt hat. Hätte er vielleicht erstmal bei seiner Produktionsfirma anfragen sollen. Tja, manche „Künstler“ sind eben nicht die hellsten….

    Klingt beides sehr gleich, steht halt nur was anderes drauf. Aber wer’s mag soll glücklich damit werden. Erwartet man was anderes in“Popmusik“? I

    Thomas sagt:
    0

    Der Eklat erinnert mich an das Album von Jean Michel Jarre Teo & Tea, bei dem er Preset Patterns einer damals gängigen Roland Groovebox (war es MC-909?) genutzt hatte und ein Aufschrei durch das Netz ging… :-))

    Larifari sagt:
    0

    Sowas gibt es immer wieder. Grade aktuell im DubStep oder vor einigen Jahren das Besipiel der Sugarbabes.
    Dort wurde dann ausschließlich mit den Stock Logic Loops produziert.

    Tomstone sagt:
    0

    Hi!
    Bei Menschen, die einen solchen Bekanntheitsgrad haben, würde ich eigenes Sounddesign etc. vermuten.
    Aber ich weiß aus eigener Erfahrung mit Synthi Presets, dass sie manchmal einfach hilfreich sind bei der Suche nach einer neuen Songidee.
    Glücklicherweise stehe ich nicht im Rampenlicht, da ich insgesamt nur 5 Zuhörer habe, zwei davon sind meine Nachbarn, die unfreiwillig in den Genuss meiner Musik kommen.
    Aber sogar ich mache zumindest die Musik selbst, auch wenn ich gerne, wie gesagt, Synthi Presets benutze.
    Natürlich verändere ich die manchmal, aber oft genug ist die Vorlage einfach besser als meine Schraubereien.
    Aber die Klaukarte auszuspielen, wenn man zufällig dieselbe, legale Library benutzt, ist schon irgendwie lustig.

    Einen schönen Abend!
    gruß
    Tom

      Dirk B. sagt:
      0

      „Bei Menschen, die einen solchen Bekanntheitsgrad haben, würde ich eigenes Sounddesign etc. vermuten.“ –> Das geht mir auch so. Und es gibt auch einige Künstler, bei denen ich mir das absolut nicht vorstellen kann.

    Johann sagt:
    0

    Wenn Opi für jede neue Komposition immer wieder zu seiner geliebten E-Gitarre greift, drückt er sich damit auch vor dem Entwickeln eines Sounds. Oder wenn drei Opis alle Tracks mit Gitarre+Bass+Drumkit schreiben. Dann geht es darum mit dem Gegebenen umzugehen.

    OnkelMao sagt:
    0

    Wie erbärmlich, wenn man sich als Weltstar auf Produzenten verlässt, die aus CC Samplebanken Songs bauen. Könnte ich zumindest nicht mehr ernst nehmen und wäre ein Grund, bei mir aus dem Studio zu fliegen. Ich bezahle niemand, damit er aus freien Samples einen Retortensong zimmert, der dann auch noch klingt, wie Versionen von „Laien“, also ziemlich keine Eigenleistung enthält.
    Wer es nicht mal schafft selbst zu samplen, eine eigene Datenbank zu basteln und offensichtlich nicht mal genug Musikverständnis besitzt, zu wissen wo man was samplen kann, hat in dem Job absolut nichts verloren.

    Martin sagt:
    0

    Klingt für mich sowieso alles gleich was diese Herschaften zusammenkopieren.
    (..und immer wieder wieder dieser dämlich nervige Gesang, arme Fa. EVENTIDE)
    Ich will immer weiter weg vom Coputer, meine MPC X ist lediglich mein Metronom, mein Ideen Speicher.
    Ich will mich auf mein „Spiel“, meine Instrumente konzentrieren und diese versuchen zu beherschen.

    Bassige Grüße

      Johann sagt:
      0

      Bei diesem Vorfall hier geht die Kreativarbeit ja darum: Wie ein gegebenes Instrument (+ Akkord) einbetten? Wenn du mit gegebenen Instrumenten spielen willst, aber keine Instrumente mehr selber bauen willst – was man mit dem Computer verhältnismäßig(!) einfach kann – dann rückst du dieser Arbeitsmethode hier näher. Insofern ist für mich dein Kommentar zu dem Thema nicht nachvollziehbar.
      Die mir hierzu am konträrsten erscheinende Arbeitsmethode wäre eher sowas wie in Super Collider oder CSound oder PD individuelle und originäre Sachen basteln. Oder meinetwegen (dann ohne Computer) Instrumente und Musikautomaten bauen.

    Mindblind sagt:
    0

    Sorry das ist einfach nur billig und talentlos. Wenigstens eine neue Rhythmik verleihen, slicen, auf einem anderem Synthi nachspielen oder einfach durch ein paar Effekte durchlaufen lassen gibt eine eigene Signatur und zeugt von künstlerischer Leistung. Aber einfach rein kopieren und Drums im gewünschten Genre darunter legen… dieser Produzent sollte sich wirklich schämen. Ich glaube schon das dies die beiden Sänger interessieren dürfte. Schliesslich wird ein Laie dieses Verbrechen nicht dem Produzenten sondern dem Darsteller zuschieben.

      Johann sagt:
      0

      Man kann Sachen auch durch sein Signatur verschlimmbessern.
      Künstlerische Leistung ist auch etwas spektral zu arrangieren. Auch Voicing bzw. harmonischer Kontext ist ein musikalischer Parameter, den man kreativ bedienen kann. Die Rhythmik, die du Ansprichst, wurde im Falle von Synergy übrigens verändert. Hier entstehen durch Side-Chaning neue rhytmische Akzente. Du kannst es halt slicen und einzelne Slices durch einen Low-Pass schicken oder du machst es per Side-Chaining.

    Matthias sagt:
    0

    ,,Wer selbst gerne Samples und Loops produziert und veröffentlicht, bringt vielleicht das zukünftige Material für den Hit eines Superstars heraus.´´ Bitte auch die statistische Wahrscheinlichkeit hinzufügen. Ein vielleicht ist ja hier schon utopisch angesetzt.

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