von claudius | Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
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Immer wieder kommen in den einschlägigen Musikerforen absurde Fragen hoch. Wie zum Beispiel: „Ich spiele eine Gibson Gold Top Les Paul von 1964 durch einen Boutique Marshall Nachbau mit passender 4×12 Box, jetzt möchte ich für 100€ professionelles Recording Equipment kaufen“.

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Wer käme denn auf die Idee, eine 60€ Gitarre und einen 20€ Brüllwürfel mit einem 4000€ Mikro und 10.000€ DAW aufzunehmen? Richtig: NIEMAND. Irgendwie sollte die Anschaffungskosten des Equipments schon in Relation stehen. Das schlechteste Equipment wird dadurch nicht plötzlich besser klingen – und genauso ist es anders herum.

Wer eine wirklich geile Gitarre spielt, dazu einen klasse Amp hat, sollte seine Künste nicht mit einem 100€ USB-Mikro abnehmen und davon Wunder erwarten. Natürlich kann man argumentieren, dass die Technik in den letzten Jahren enorme Sprünge gemacht hat und gute Qualität nicht erst jenseits der vierstelligen Preisschilder anfängt. Aber ist man damit der Sache dienlich? Am Ende bekommt man mit sehr preiswertem Equipment auch Töne in den Computer, aber die Qualität ist doch sehr schwankend, oft einfach nur schlecht.

Man bekommt tatsächlich für kleines Geld gutes Equipment, das auch höheren Ansprüchen genügen kann. Aber das geht nicht mit 100€! Man sollte hier als Richtwert ein Mimimum von 300-400€ einplanen. Damit bekommt man ein ordentliches Mikro, vielleicht ein Großmembran-Kondensator der unteren Klasse und ein USB-Interface mit anständigem Preamp. Oft wird beim Interface eine Software zum Aufnehmen mitgeliefert. Wenn nicht, werden hier nochmal mindestens 50€ fällig. Für den Anfang reicht das dicke aus.

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Meine persönlichen Tipps für den Einstieg:

Interface: Focusrite Scarlett 2i2 oder Presonus AudioBox USB sind beide oft empfohlen und reichen für die ersten Schritte vollkommen aus. Die Vorverstärker klingen beide gut und sind rauscharm. Außerdem sind die Interfaces selbst robust gebaut und fallen nicht nach einer Woche auseinander.

Mikro: Rode NT1-A (hier sind Kabel, Popschutz und eine Sinnenhalterung schon dabei) oder Audio Technica AT2020 (hier muss alles zusätzlich erworben werden). Beide Mikros sind eher Vocal-Mikros. Natürlich kann man jedes Mikro überall verwenden, aber manchmal passt die Freuqenzkurve einfach nicht. Hier hilft eigentlich nur ausprobieren und Erfahrung oder bei fachkundigen Menschen nachfragen. Vor einem Gitarrenverstärker findet man auch in großen Profistudios immer wieder das Shure SM57.

Software: Für die ersten Schritte ist der Wave-Editor Audacity ganz gut, stößt aber sehr schnell an die Grenzen. Oft liegt den Interfaces eine Software bei, die für den Anfang mehr als ausreicht. Das sind zum Beispiel Cubase AI oder Studio One Artist. Wenn man hier an die Grenzen stößt, sollte man überlegen, sich entweder eine größere, teurere Version zuzulegen, oder aber eine preiswerte andere Software wie Reaper (defintiv für den kleinen Geldbeutel gedacht, beitet aber Funktionen wie manch anderer Sequencer im höheren dreistelligen Bereich). Einfach alle bekannten Sequencer mal als Demo ausprobieren und die, mit der man am Besten zurecht kommt, nehmen. Klingen tun alle gleich.

Bei allen Tipps solltet Ihr versuchen heraus zu finden, ob Euch da jemand Ladenhüter aufschwatzen will – oder sich selbst für so professionell hält, dass es nur die goldbedampfte Edelvariante tut. Das gilt sowohl für Foren, wie auch für das Beratungsgespräch im Shop um die Ecke. Am Besten besorgt ihr euch Infos von 2 oder 3 Stellen, dann merkt ihr sehr schnell, ob das vorher gesagte Sinn macht. Spezialisierte Shops haben leider oft sehr hohe Ansprüche und geben gern eine Preisklasse zu hoch, als nur den minimalen Standard, an. Ein Forum hat den Vorteil, dass die User euch (in der Regel) nichts verkaufen wollen, sondern euch aus freien Stücken helfen und Erfahrungen weitergeben möchten. Also, lest euch ein wenig in die Materie ein und wenn euch die Community gefällt, stellt einfach eure Fragen. Meine persönlichen Tipps: Musiker-Board.de oder Recording.de.

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