von claudius | Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

8,50 pro Stunde auch für Musiker?  ·  Quelle: © VRD / Fotolia

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Ich hatte letztens mit einem Unbekannten in einer Kneipe eine interessante Diskussion. Der Unbekannte, nennen wir ihn mal Peter, ist hauptberuflich Musiker und im echten Leben arbeitslos. Als Musiker spielt er in einer Indie-Band. Gitarre, was sonst.

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Es soll seine Haupteinnahmequelle werden, ohne die lästigen Bürojobs. Je mehr Bier im Verlauf des Abends durch seine Kehle rinnt, desto mehr ist er der Überzeugung, dass der deutsche Staat ist von vorn bis hinten bescheißt – oder zumindest hat er die Menschen so manipuliert, dass er als Musiker allein nicht überleben kann.

Kritikpunkte an unserem System finden ist nicht wirklich schwer. Das klappt überall, wenn man nur sucht, ist hier aber der falsche Ausgangspunkt. Vater Staat hat damit herzlich wenig zu tun und sollte es auch nicht. Dass man aber diese Mindestlohndebatte auf uns Musiker beziehen sollte, ist mir aber wirklich noch nicht in den Sinn gekommen. Das ist doch diese typische Stammtischdiskussion, die oft nicht zu Ende gedacht ist.

Spinnen wir uns doch einfach mal eine Situation zusammen. Peter spielt in einer 3-köpfigen Band, zusammen mit Natalie an den Drums und Julius am Bass. Die Band hat ein Set von 13 Liedern, die zusammen 56 Minuten gehen. Sprich eine knappe Stunde. Die Stunde wird fortan mit 8,50€ berechnet. Also bekommt jeder darbietende Musiker 8,50€. Frei nach Herrn Riese wären das 25,50€ für die Band als Gage. Wenn man jetzt noch klug ist, lässt man sich den Sprit zusätzlich als Arbeitsweg berechnen. Sind wir am Ende bei sagen wir mal 50€ für die Band am Abend. Die Steuern lassen wir hier einfach mal außen vor, da die 8,50€ eigentlich nur für Festangestellte gelten sollen.

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Irgendwie klappt das hinten und vorne nicht. Wenn jeder seinen Anteil bekommt, kauft sich der Gitarrist am Tag drauf Ersatzsaiten, die Trommlerin gönnt sich neue, preiswerte Sticks. Der Bassist hat Pech. Für 8,50 gibt es für ihn keine anständigen Saiten. Also kauft er sich einen Riesendöner mit allem drum und dran an der Ecke. Riesig muss er sein, weil die beiden anderen sofort anfangen sich kleine Ecken zu erschnorren. Schließlich ist deren Geld schon verplant.

Das hat also der Mindestlohn bei Künstlern gebracht. Einen Döner für drei, ein bisschen Ersatzzeug und Sprit auf Nachfrage. Nicht gerade so toll, oder? Und die Miete für Wohnung und Proberaum zahlt sich dann einfach mit dem nächsten Abend. Schließlich braucht man nicht immer zu Essen. Schöner Gedanke. Dabei bleibt es aber auch schon.

Lassen wir den Musiker doch lieber bei den Künstlern, der als Freiberufler abgerechnet wird. Somit ist die Gage zum Beispiel pauschal zu leisten. Da kann zwischen 50 und 2.000.000€ alles drin sein. Letzteres natürlich nur, wenn man Justin Timberlake oder Rihanna heißt. Hier wird nicht nach echter Arbeitszeit gerechnet, wie etwa beim Bürojob, wo man nach Verlassen der Arbeit auch keine Arbeit mehr hat. Ein Musiker probt, er schreibt Lieder – ein langwieriger Prozess. Ein Musiker braucht Equipment. Das wird nicht von einem Arbeitgeber gestellt. Ein Musiker kann nicht von der Liebe und der Musik selbst leben. Toastbrot mit einer Käsescheibe und Remoulade und zur Abwechslung Reis mit Salz und Ketchup nervt einfach auf Dauer.

Das hat dann auch Peter verstanden. Auch wenn mittlerweile schon das Geradeaus-Sehen nicht mehr ganz einfach war. Ich hoffe er erinnert sich wieder daran. Dann muss nicht noch jemand diese unsinnige Diskussion mit ihm führen.

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2 Antworten zu “[KOLUMNE] Mindestlohn auch für Musiker – merkste wat?”

    Sophie sagt:
    0

    Cooler Artikel :D

    luise sagt:
    0

    die diskussion hat ich auch schon- nur hieß er bei mir nicht peter sondern hans xD

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