von Jan Rotring | Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Halsprofile bei E-Gitarren

Halsprofile bei E-Gitarren  ·  Quelle: Luciano Queiroz / Alamy Stock Foto

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V, Soft-C, Slim Taper — für manch einen Gitarristen mag das Thema Halsprofile zunächst wie ein unergründliches Mysterium erscheinen. In der Tat ist die Auswahl des richtigen Halsprofils nicht ganz trivial und kaum etwas beeinflusst das Spielgefühl so sehr, wie der Hals. Diese Tatsache haben wir zum Anlass genommen, einen genaueren Blick auf die unterschiedlichen Halsprofile zu werfen, die heute auf dem Markt angeboten werden.

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Halsprofile bei E-Gitarren

Das Halsprofil einer E-Gitarre ist nicht nur ein Detail, sondern ein entscheidender Faktor, der maßgeblich das Spielgefühl beeinflusst. Die Auswahl des Halses ist dabei eine Kombination aus reiner Wissenschaft und persönlicher Vorliebe. Die Wahl des richtigen Halsprofils basiert auf einer Mischung aus objektiven Faktoren wie der Breite und Dicke des Halses, dem Radius des Griffbretts und natürlich auch der subjektiven Wahrnehmung, wie der Hals in der Hand liegt.

Ziel dieses Artikels ist es, ein umfassendes Verständnis zu vermitteln, sodass ihr eine informierte Entscheidung treffen könnt – eine Entscheidung, die euer Spielgefühl verbessert und eure individuellen Bedürfnisse als Gitarrist erfüllt.

Ich habe selbst eine ganze Bandbreite von Halsprofilen in meinem Arsenal und kann euch versichern: Die unterschiedlichen Charaktere dieser Profile macht etwas mit mir als Musiker – während ich meist auf eher schmalen Hälsen zuhause bin, ist der ein oder andere Ausflug auf ein 58er-Baseballschläger eine schöne Abwechslung!

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Unterschiedliche Halsprofile im Detail

Im nächsten Abschnitt unseres Artikels werfen wir einen genaueren Blick auf einige gängige Halsprofile und ihre charakteristischen Merkmale. Um euch einen besseren Überblick zu den Besonderheiten der Halsprofile geben zu können, haben wir jeweils einige passende Instrument vorgestellt.

C-Halsprofil

Das C-Profil ist ein Allrounder und überzeugt durch seine universelle, abgerundete Form, die vielen Spielern eine natürliche und entspannte Handhaltung ermöglicht. Es ist weder zu dick noch zu dünn und bietet eine ausgewogene Bespielbarkeit für verschiedene Techniken.

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Typisch für das C-Profil sind z.B. die Gitarren der Squier Paranormal Serie, die Harley Benton Strats der ST-62 Serie oder die Fender Vintera II Serie. Überhaupt sind viele Hersteller zu dem Schluss gekommen, dass das C-Profil den meisten Händen entgegenkommt. Schaut euch mal um!

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Squier Paranormal Cust Nashv ST CHSB
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Fender Vintera II 70s Jaguar BK
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Squier Paranormal Strat-O-Sonic CRT
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U-Profil

Das U-Halsprofil, oft etwas dicker und voluminöser als das C, bietet eine größere Oberfläche und ist besonders bei Vintage-Modellen beliebt. Es ist ideal für Spieler, die einen fetteren Griff bevorzugen und sich bei etwas voluminöseren Hälsen wohler fühlen.

Gern wird dieses Halsprofil bei Gitarren von Gretsch verwendet — etwa bei der Gretsch G6131-Malcolm Young.

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Gretsch G6131-MY Malcolm Young
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V-Halsprofil

Radioheads Ed O'Brien bevorzug V-Halsprofile
Radioheads Ed O’Brien bevorzug V-Halsprofile

Das V-Profil zeichnet sich durch seine markante V-Form aus und kommt in Varianten wie „Soft V“ und „Hard V„. Es kann eine verbesserte Daumenzugänglichkeit für das Greifen von Akkorden bieten, erfordert jedoch möglicherweise eine Eingewöhnungszeit für Spieler, die von runderen Profilen wechseln.

Aktuell werden eher wenige Gitarren mit V-Halsprofil angeboten, doch es gibt ein paar Ausnahmen. Fender bietet die Ed O’Brien Stratocaster mit einem V-Halsprofil an und auch einige der Vintera II 50sModelle kommen mit einem V-Shape Halsprofil.

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Fender Ed O´Brien Stratocaster
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Gibson Slim Taper Neck – Halsprofil der 1960er

Das Slim Taper-Halsprofil wurde in den 1960er Jahren bei Gibson eingeführt. Die Hälse mit diesem Profil sind schlank und verjüngen sich zum Korpus hin etwas. Besonders beliebt bei Lead-Gitarristen für schnelle Läufe und flinke Finger entlang des Halses, unterstützt es Leichtigkeit und Geschwindigkeit beim Spielen.

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Beinahe alle Gibson-Modelle der 1960er (und Reissues, versteht sich) bedienen sich am Slim-Taper Halsprofil. Besonders bei der Gibson SG ’61 Standard ist das Profil schön ausgeprägt. Slim-Taper ist damit der Allrounder unter den Halsprofilen, die aus dem Hause Gibson bekannt und beliebt sind. 

Moderne Variante: PRS Wide Fat

Das Wide Fat-Halsprofil ist eine Schöpfung von Paul Reed Smith und bietet eine Kombination aus Breite und Dicke, ideal für Spieler, die einen kräftigeren Hals bevorzugen. 

Weit verbreitet ist das Wide Fat Halsprofil spätestens seit der sehr erfolgreichen Signature Gitarre von Zach Myers. Das ganze Universum der unterschiedlichen Halsprofile von PRS findet ihr hier aufgelistet: PRS Neck Profiles

Halsprofil für Flitzefinger: Ibanez (Super) Wizard

Ibanez-Halsprofile sind regelmäßig sehr flach
Ibanez-Halsprofile sind regelmäßig sehr flach

Ibanez Gitarren sind bekannt für ihre „Wizard“-Hälse, die besonders schlank und flach sind. Diese Profile sind für ihre Schnelligkeit und Komfort bei schnellen Soli und komplexen Riffs bekannt. Sie eignen sich hervorragend für technisch versierte Spieler und solche, die einen modernen, schnellen Spielstil bevorzugen.

In unterschiedlichen Ausprägungen wurde das Wizard Halsprofil in der Vergangenheit weiterentwickelt und wird heute vor allen bei Instrumenten der RG-Serie eingesetzt. 

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Ibanez RG5120M-FCN
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Entscheidungshilfe: Auswahl des richtigen Halsprofils für erfahrene Spieler

Als erfahrener Gitarrist steht ihr vor der aufregenden, aber manchmal auch herausfordernden Aufgabe, das perfekte Halsprofil für euer Instrument zu wählen. Während ihr wahrscheinlich bereits ein gutes Gefühl für eure Vorlieben und Bedürfnisse entwickelt habt, sind hier einige Überlegungen, die euch bei der Entscheidung helfen können.

Überdenkt euren Spielstil

Lead-Gitarristen: Wenn ihr euch hauptsächlich auf Solos konzentriert, könnte ein schlankeres Profil wie das „Slim Taper“ oder „Ibanez Wizard“ ideal sein, da es schnelle Läufe und komplexes Fingering erleichtert.

Rhythmus-Gitarristen: Ein volleres Profil wie das „C“- oder „U“-Profil könnte besser geeignet sein, wenn ihr euch auf Akkordarbeit und Rhythmus konzentriert, da es mehr Unterstützung und Komfort für längeres Spielen bietet. Gerade bei Powerchords und Barreé-Akkorden eine echte Unterstützung.

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Berücksichtigt eure Handgröße und Ergonomie

Schmalere und dünnere Halsprofile können für kleine Hände deutlich bequemer sein und eine bessere Spielkontrolle ermöglichen. Ein breiteres und voluminöseres Halsprofil wie das „Fat Wide“ kann komfortabler und besser geeignet sein, wenn du besonders große Hände hast.

Die Auswirkung eines ungeeigneten Halsprofils kann zu Ermüdung beim Spielen oder besonders angestrengte Handhaltungen führen – Krämpfe und Probleme inklusive. Zum Thema Schmerzen beim Gitarrespielen habe ich bereits einen Artikel veröffentlicht, darin wird auch auf die unterschiedlichen Faktoren eingegangen: Schmerzen beim Gitarre Spielen

Experimentiert mit verschiedenen Materialien und Finishes: Verschiedene Holzarten und Oberflächenbehandlungen können das Spielgefühl erheblich beeinflussen. Ein Griffbrett aus Palisander fühlt sich zum Beispiel anders an als eines aus Ahorn. Besonders die Rückseite eines Halses hat dabei einen enormen Einfluss auf die Bespielbarkeit und das Feeling eines Gitarrenhalses. Gerade unbehandelte, geölte Hälse liegen schön in der Hand, während voll-lackierte Hälse mitunter „klebrig“ wirken können und das Spielen ausbremsen.

Hinweis für Einsteiger

Für Einsteiger ist die Wahl des Halsprofils besonders schwer
Für Einsteiger ist die Wahl des Halsprofils besonders schwer

Für Einsteiger kann die Wahl des richtigen Halsprofils noch herausfordernder sein, da ihnen die erfahrungsbasierte Referenz fehlt. Außerdem dürften die weiter oben gemachten Beispielen bei Einsteigern nicht viel weiter helfen.

Einsteiger sollten vielmehr versuchen, möglichst viele unterschiedliche Gitarren in der Hand zu halten und einfach mal in die eigene Hand horchen, was gefällt. Je mehr unterschiedliche Halsprofile man gespürt hat, desto schärfer kann die eigene Präferenz umgrenzt werden. Also: Ab in den nächsten Store und testen, testen, testen! 

Wer keine Möglichkeit hat, sich mit vielen Instrumenten ein eigene Bild zu machen, sollte auf ein „verträgliches“ Halsprofil festlegen. Hier sind C-Profile ebenso geeignet, wie das Slim-Taper Halsprofil von Gibson und Epiphone. 

Letztendlich geht es um das, was sich für euch richtig anfühlt. Vertraut eurer Erfahrung und, falls die eben noch nicht vorhanden ist, eurer Intuition.

Das richtige Halsprofil finden – Mein Fazit

Die Wahl des richtigen Halsprofils ist eine Kombination aus persönlichen Vorlieben, Spielstil und Handgröße. Es ist immer empfehlenswert, verschiedene Profile selbst auszuprobieren, um das am besten geeignete für sich zu entdecken.

Neben den haptischen Eigenschaften sorgen unterschiedliche Halsprofile auch für jeweils andere Spieltechniken und können den Sound einer Gitarre beeinflussen. Klar: Während ein Ibanez Super Wizard Halsprofil mit sehr wenig Holz auskommt, schwingt bei einem fetten V-Profil deutlich mehr Masse.

So verwirrend dieser Bereich auch ist, einen Vorteil hat es, dass so viele Halsprofile verfügbar sind: Es ist die perfekte Begründung (nicht „Ausrede“) für viele unterschiedliche Gitarren!

Mehr Infos zum Thema

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Bildquellen:
  • Radioheads Ed O'Brien bevorzug V-Halsprofile: NurPhoto SRL / Alamy Stock Foto
  • Ibanez-Halsprofile sind regelmäßig sehr flach: Brother's Art / Alamy Stock Foto
  • Für Einsteiger ist die Wahl des Halsprofils besonders schwer: olga Yastremska / Alamy Stock Foto
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