von  Jan Rotring  | |  Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
True Bypass oder Buffered Bypass

True Bypass oder Buffered Bypass  ·  Quelle: Dylan Suttles / Alamy

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Es ist endlich mal wieder eine dieser Fragen, die zu sezieren sich lohnt: True Bypass oder Buffered Bypass — was ist besser? Stein des Anstoßes für diesen Artikel ist, neben dem stetig ausgefochtenen Glaubenskrieg der beiden Bypass-Lager, eine kleine Diskussion, die ich neulich im Proberaum hatte. Während die einen auf „pures Signal“ schwören, setzen die anderen auf „technische Vernunft“. Und irgendwo dazwischen steht der arme Gitarrist, der eigentlich nur spielen wollte, während sich zwei Tone-Puristen über Impedanzwerte streiten, als ginge es um den Weltfrieden. Also: Was ist der bessere Bypass?

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Im Grunde geht’s schließlich um ein simples Prinzip: Soll das Signal einer Gitarre unverfälscht durch die Effektkette laufen oder lieber aktiv „gestützt“ werden, damit es auf dem Weg zum Amp nicht schlappmacht? Denn, wenn auch viel Subjektives am Thema hängt, ist eines definitiv Fakt: Je länger der Signalweg, desto höher der Widerstand und damit eben schwächer das Signal, das am Amp ankommt. Theoretisch. Denn was so einfach klingt, ist in Wahrheit ein Minenfeld aus Mythen, Halbwissen und Marketing – höchste Zeit also, mal aufzuräumen. 

Bevor wir aber in die Diskussion einsteigen und beleuchten, ob nun True Bypass oder Buffered Bypass besser sind, schauen wir zunächst auf die technischen Grundlagen und Funktionsweisen beider Ideen.

Was bedeutet True Bypass?

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True Bypass klingt erstmal nach etwas Edlem. Wahr. Rein. Unverfälscht.
Der Name allein klingt, als hätte ihn jemand in einem Seminar für audiophile Redakteure erfunden. Und tatsächlich: Beim True Bypass wird das Gitarrensignal, wenn das Pedal ausgeschaltet ist, direkt durchgeschleift – ohne Elektronik, ohne Buffer, ohne Tricks. 

Das hat, wer hätte es gedacht, etliche Vorteile: kein Rauschen, keine Färbung, keine Bauteile im Weg, die das Signal auf dem Weg zum Amp stören könnten.
Kurz gesagt: Was vorne reingeht, kommt hinten wieder raus – zumindest auf dem Papier.

In der Praxis gilt aber auch beim True Bypass: Je länger dein Kabel (oder deine Pedalkette), desto mehr Höhen frisst die pure Physik. Kapazität ist der heimliche Feind des „reinen Signals“. 

Viele Pedal-Hersteller werben stolz mit True Bypass, als wäre das ein absoluter Garant für klanglichen Purismus. Und klar: Wer nur ein Pedal und drei Meter Kabel spielt, braucht schlicht keinen Buffer.
Aber sobald du dein Board an mehrere aufeinanderfolgende Effektketten anschließt, klingt „True Bypass“ irgendwann ziemlich müde

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Also, was ist die Alternative?

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Was ist Buffered Bypass?

True Bypass oder Buffered Bypass - Puffer einbauen!
True Bypass oder Buffered Bypass – Puffer einbauen! · Quelle: Steve Barry / Alamy

Buffered Bypass verhält sich zum True Bypass in etwa so, wie ein aktiver EMG-Tonabnehmer zu einem klassischen Tele Single Coil. Und ähnlich misstrauisch wird er auch betrachtet: Hersteller schreiben etwas von Impedanzanpassung – und werden von True-Bypass-Fans sofort misstrauisch beäugt. 

Dabei soll der Buffer eigentlich nur helfen: Er sorgt dafür, dass dein Gitarrensignal stabil bleibt, egal ob nun drei oder dreißig Meter Kabel verwendet werden. 

Ein Buffer arbeitet aktiv – das Signal läuft also immer durch ein kleines Stück Elektronik. Das stabilisiert den Pegel, verhindert Höhenverlust und hält das Signal frisch, auch wenn es durch eine ganze Armada von Effekten marschiert. 

Die Nachteile liegen auf der Hand. Schlechte Buffer (und davon gibt’s leider eine ganze Ecke) können den Ton verfärben – meist eher subtil, manchmal aber auch recht deutlich. Doch sei an dieser Stelle gesagt: Ein guter Buffer ist kein Klangkiller. Im Gegenteil – er ist oft das Einzige, was das Signal davor bewahrt, unterwegs zu verhungern. 

True Bypass oder Buffered Bypass — Purismus vs. Praxis

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Die Diskussion um True Bypass oder Buffered Bypass ist im Grunde eine weitere moderne Glaubensfrage. True-Bypass-Verfechter sind dabei die Puristen. Sie glauben an den Mythos des „unverfälschten Tones“, an Klangreinheit und analoge Romantik. Ihr Motto: Alles, was Strom hat, ist potenziell böse. 

Buffer-Freunde hingegen sind Pragmatiker. Sie wissen, dass Strom nicht nur böse, sondern manchmal verdammt nützlich ist – vor allem, wenn man nicht will, dass das Signal nach zehn Metern Kabel klingt wie eine Decke über dem Amp. Gewisse Parallelen zum Thema Röhrenamp vs. Transistor oder passive vs. aktive Tonabnehmer sind an dieser Stelle nicht wirklich zufällig. 

Der Streit True Bypass oder Buffered Bypass ist so alt wie die dahinterstehende Technik selbst. Und wie jeder gute Streit im Gitarristen-Universum wird er selten mit Fakten, sondern mit Emotionen geführt. 

Der eine hört angeblich Höhenverlust ab 3,8 Metern Kabellänge. Der andere schwört, dass er mit „einem ordentlichen Buffer“ den Sound seines Lebens gefunden hat.
Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen – und ist vermutlich deutlich langweiliger, als beide Seiten zugeben würden. Zum Glück haben wir aber hier die Möglichkeit, uns lang und breit darüber auszulassen…

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Wann welcher Bypass besser ist

Direkt in den Amp - True Bypass!
Direkt in den Amp – True Bypass! · Quelle: Ron Sumners / Alamy

Die Frage „Was ist besser?“ ist so unsinnig wie die Frage, ob Marshalls rockiger sind als Fender Amps. (Antwort: Ja. Aber das hilft hier nicht weiter.) 

True Bypass ist dann großartig, wenn nur wenige Pedale genutzt werden – etwa Gitarre → Overdrive → Amp.
In so einem minimalistischen (klassischen) Setup bringt ein Buffer nichts. Außer zusätzlicher Elektronik, die niemand wirklich braucht. Das Signal ist kurz, die Strecke sauber, alles gut. 

Sobald aber eine Signalkette gespielt wird, die aussieht wie ein NASA-Kontrollzentrum – also zehn Pedale, zwei Loops und ein digitales Delay im FX-Weg – braucht das Signal Hilfe.
Hier rettet ein Buffer den Pegel vor dem langsamen, aber sicheren Tod durch Kabelkapazität. 

Hybrid-Lösungen versprechend einen Ausweg aus dem Lager-Krieg: Ein Buffer am Anfang (z. B. in einem Tuner wie dem hervorragenden Walrus Audio Canvas Tuner) hält das Signal stabil, True-Bypass-Pedale folgen danach.
Manche platzieren zusätzlich einen Buffer am Ende, um das Signal stark in den Amp zu schicken. Anderen wiederum genügt der Buffer am Ende.
Kurz gesagt: Es ist mal wieder kein „entweder-oder“, sondern ein „wo und wie viel“. 

Und eines sei an dieser Stelle gesagt: Es gibt sie – die Pedalboards, die klingen wie ein Kabel direkt in den Amp.
Aber das liegt selten an True Bypass oder Buffer, sondern daran, dass der Besitzer einfach weiß, was er tut. 

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Praxis: So testest du deinen Signalverlust

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Wer jetzt denkt: „Verdammt, vielleicht klingt mein Amp wegen meines Boards wie unter einer Wolldecke“, keine Panik. Der Test ist simpel – und völlig kostenlos. 

  1. Gitarre direkt in den Amp.
  2. Sound anhören
  3. Komplette Pedalkette dazwischen klemmen (ausgeschaltete Pedale!).
  4. Nochmal hören

Wenn jetzt weniger Höhen im Klang sind oder etwas matschig wirkt, dann hast du einen klassischen Fall von Tone Suck.
Dann kannst du mit der Reihenfolge experimentieren oder testweise ein Pedal mit gutem Buffer an den Anfang hängen. Ideal ist übrigens der Blindtest: Einfach mal den Drummer umstecken lassen, ohne Blick auf die Signalwege zu haben! 

Klingt am Ende alles gleich? Glückwunsch – du brauchst keinen Buffer.
Klingt es schlechter? Willkommen im Club. Wir treffen uns im Proberaum, trinken Rotwein und reden über Kapazitätswerte

Ein Tipp am Rande: Was du nicht hörst, musst du auch nicht bekämpfen.
Manche Gitarristen jagen Problemen hinterher, die nur auf Messgeräten existieren.
Wenn dein Sound dich glücklich macht, ist er gut – egal, wie dein Signalweg gemessen wird. 

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True Bypass oder Buffered Bypass: Fazit

Also – wer lügt hier eigentlich? Niemand. True Bypass oder Buffered Bypass sind nicht von Natur aus gut oder böse.
Der wahre Übeltäter ist meist schlicht die Physik, die sich nicht darum schert, ob ein Pedal nun ein Boutique-Label trägt oder nicht. 

True Bypass ist der puristische Ansatz, direkt und ehrlich – eben bis die Kabel zu lang werden.
Buffered Bypass ist technisch überlegen – bis der Buffer schlecht gebaut ist.
Am Ende zählt: Wie klingt’s und funktioniert’s live?

Wie immer bin ich gespannt auf eure Kommentare. True Bypass oder Buffered Bypass? Oder aber: Hab ich mir noch nie Gedanken zu gemacht. 

Hinweis: Dieser Artikel zum Thema True Bypass oder Buffered Bypass enthält Werbelinks, die uns bei der Finanzierung unserer Seite helfen. Keine Sorge: Der Preis für euch bleibt immer gleich! Wenn ihr etwas über diese Links kauft, erhalten wir eine kleine Provision. Danke für eure Unterstützung!

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3 Antworten zu “True Bypass oder Buffered Bypass: Wer lügt hier eigentlich?”

    ultracello sagt:
    0

    Habe beste Erfahrungen mit Creation Audio Labs. Die haben mir einen Buffer mit 20 MegOhms Eingangsimpedanz gebaut.

    TorstenE sagt:
    0

    Selbst wenn man „nur“ ein minimales Setup mit Tubescreamer und Amp hat, kann ein Buffer super-nützlich sein – wenn der Amp eben mal 8 m weg an der Bühnenseite steht. Jeder zusätzliche Meter Kabel frisst tatsächlich gar nicht unerheblich Höhen – das hat schlicht mit der Kabelkapazität zu tun; die nimmt mit der Kabellänge halt zu. Mit einem Buffer (z.B. einfach ein gepuffertes Stimmgerät) vor dem ersten Pedal endet dieser Tiefpass-Filter eben mit dem Kabel von der Gitarre zum Buffer. Dann bleibt der Ton auch gleich, ganz egal wie weit weg der Amp heute abend steht ;-)

    Eman sagt:
    0

    bin da eigentlich nicht so verbissen, habe aber unlängst mal einen boss cs-3 vor einen joyo „king of kings“ geschnallt (dahinter nur noch ein Hall- oder Echopedal – fertig), und das joyo klang echt krass verschieden: viel mehr Höhen (und es ist ja schon selber nicht gerade „fett“…) bei ausgeschaltetem boss, logo…

    schade, die Kombi war für mich dann leider nicht einsetzbar

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