von Jan Rotring | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten
110 Jahre Les Paul

110 Jahre Les Paul  ·  Quelle: ZUMA Press, Inc. / Alamy Stock Foto

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110 Jahre Les Paul. Doch wer heute das Wort Les Paul hört, denkt an Goldtops, Sunbursts, massives Mahagoni, fetten Humbucker-Sound und an Rock-Ikonen wie Slash, Jimmy Page oder Gary Moore. Aber hinter dem legendären Gitarrenmodell steht ein Mensch, dessen Einfluss auf die moderne Musik weit über Gitarrenbau hinausgeht. Am 9. Juni 2025 hätte Lester William Polsfuss, besser bekannt als Les Paul, seinen 110. Geburtstag gefeiert – eine gute Gelegenheit, sich an einen der innovativsten Köpfe der Musikgeschichte zu erinnern.

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Les Paul war nicht nur ein begabter Gitarrist, sondern auch ein leidenschaftlicher TüftlerStudiopionier und Technik-Visionär. Seine Ideen haben die Art, wie Musik aufgenommen, gespielt und produziert wird, radikal verändert. Ob Solidbody-GitarreMultitrack-Recording oder Tapedelay: Ohne Les Paul sähe die Welt der Musik anders aus. Ganz abgesehen davon, dass sein Name beinahe alle meiner Lieblingsgitarren ziert, habe auch ich Lester viel zu verdanken. Was das alles ist, habe ich versucht, in diesen Artikel zu 110 Jahre Les Paul zu verpacken.

Wer war Les Paul? Ein kurzer Blick auf sein langes Leben.

Nicht nur im Instrumentenbau begabt - 110 Jahre Les Paul
Nicht nur im Instrumentenbau begabt – 110 Jahre Les Paul · Quelle: Pictorial Press Ltd / Alamy Stock Foto

Geboren wurde Les Paul am 9. Juni 1915 in Waukesha, Wisconsin, als Lester William Polsfuss (seine Eltern vereinfachten den Namen später zu Polfus). Mit acht Jahren begann er Mundharmonika zu spielen, wechselte bald zum Banjo – und schließlich zur Gitarre. Schon mit 13 trat er als Country-Gitarrist auf. Gleichzeitig schraubte er an allem, was Töne von sich gab: PlattenspielerMikrofone, Radios. Aus Stadtbibliotheks-Büchern lernte er, wie Verstärker funktionieren – und baute kurzerhand seinen eigenen. Ein Skill, den ich trotz YouTube und Co. bis heute nicht komplett erlernen konnte.

In den 1930er-Jahren zog es ihn nach Chicago, wo er für einen Radiosender Jazz spielte. Bereits 1936 veröffentlichte er seine ersten Platten – eine davon auch unter dem Pseudonym Rhubarb Red, unter dem er Hillbilly-Musik spielte.

Sein musikalischer Horizont war sicherlich recht breit, aber vor allem seine technischen Ansprüche wuchsen. Sein Lieblings-Projekt: Die elektrischen Gitarren. In den 1930er Jahren waren ihm die Instrumente zu unausgereift, produzierten zu viel Rückkopplungen und boten dem Spieler zu wenig Kontrolle. Also, klar, baute er selbst.

Die „Log“ – die Geburt der Solidbody-Gitarre

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1934 beauftragte er die Larson Brothers mit dem Bau einer Gitarre ohne Schalllöcher. Die Resonanz, eigentlich Kern des Instruments in der damaligen Form, sollte unterdrückt werden – Les Paul wollte Kontrolle und Sustain. Später baute er mit Hilfe der Epiphone-Werkstätten den Prototyp „The Log“: ein massiver Holzblock mit Tonabnehmern und einem montierten Hals. Um das Ganze weniger befremdlich wirken zu lassen, montierte er, gewissermaßen zur Tarnung, abgesägte Korpusflügel an sein Produkt.

Der Effekt war wie erhofft: weniger Rückkopplung, ein fokussierter Ton und deutlich längeres Sustain. Die Energie der Saiten verpuffte nicht mehr im Resonanzkörper – ein Konzept, das später zur Grundlage der Soldibody E-Gitarre und damit auch der Gibson Les Paul wurde. Doch als Les Paul das Konzept bereits in den 1940ern Gibson präsentierte, winkte man ab. Zu radikal.

Erst 1952 kam es zur Zusammenarbeit – und die „Gibson Les Paul“ war geboren.

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Die Gibson Les Paul: Vom Ladenhüter zur Ikone

Eine alte Les Paul ist als Sammlerstück sicher geeignet
Eine alte Les Paul ist als Sammlerstück sicher geeignet · Quelle: Shutterstock / Robert Kirby

Die erste Les Paul, die wir auch heute als solche erkennen würden, erschien 1952 – goldfarben lackiert, mit P-90-Tonabnehmern. Ein Traum für jeden Sammler, der heute auf der Suche nach einer E-Gitarre aus Wertanlage ist. Doch der kommerzielle Erfolg in den 1950er-Jahren ließ auf sich warten. 

Die Gitarre war schwer, teuer und klanglich „anders“. Fender-Modelle, die mit dem Solidbody-Konzept bereits erfolgreich arbeiteten, waren schlicht populärer. Erst in den 1960ern kam dann der Durchbruch in die Popkultur: Britische Gitarristen wie Eric Clapton, Jimmy Page und Peter Green entdeckten den vollen, sustainreichen Ton.

Mit der Weiterentwicklung zur Standard-Version und den legendären Burst-Modellen samt Humbuckern wurde der Ton noch fetter. Die Gibson Les Paul fand ihren Platz im Rock – von Blues über Hardrock bis Metal. Namen wie SlashZakk Wylde oder Gary Moore sind untrennbar mit ihr und damit mit Lester verbunden. Die Gitarre wurde zur Ikone – mit unverwechselbarem Ton, extrem hohem Wiedererkennungswert und vielen, vielen Modellen, die ihr nacheifern: Die besten Les Paul Alternativen.

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Mehr als nur Gitarren: Les Pauls Studio-Revolution

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Neben dem Gitarrenbau war Les Paul ein begnadeter Erfinder im Studio. In den 1940ern experimentierte er mit Overdubs und Echoeffekten. Seine Aufnahme „Lover (When You’re Near Me)“ von 1947 bestand aus acht übereinandergeschichteten Gitarrenparts – eine frühe Form des heute allgegenwärtigen Multitrack-Recordings.

Er arbeitete später mit Bing Crosby und auch seiner Ehefrau Mary Ford, mit der er viele Hits wie „How High the Moon“ aufnahm. Dabei kamen Techniken wie Tapedelay, Layering und Overdubbing zum Einsatz – größtenteils von Les Paul selbst entwickelt.

Sein wir mal ganz ehrlich: Ohne diese Technik wären spätere Meilensteine der Musikgeschichte wie „The Wall“ oder die Aufnahmen der Beatles garnicht erst nicht denkbar, geschweige denn technisch möglich gewesen. Les Paul hat das Studio zu einem kreativen Instrument gemacht.

Der Mythos lebt: Les Pauls Vermächtnis

Auch nach seinem Tod 2009 ist Les Pauls Einfluss überall spürbar. Die nach ihm benannte Gitarre ist ein Symbol – für SoundTradition und Innovation. Bis ins hohe Alter trat Les Paul regelmäßig im Iridium Jazz Club in New York auf. Mit über 90 spielte er Konzerte und brachte das Publikum zum Staunen – mit Technik, Witz und Spielfreude.

Er erhielt unzählige Ehrungen: Rock and Roll Hall of Fame, Grammy Trustees Award, National Inventors Hall of Fame. 2006 gewann er zwei weitere Grammys für sein Spätwerk – mit Gästen wie Jeff Beck und Eric Clapton. Ein wohlverdienter Ritterschlag.

Fazit: 110 Jahre Les Paul – warum wir ihn auch heute noch feiern sollten

Les Paul mit seiner Frau Mary Ford
Les Paul mit seiner Frau Mary Ford · Quelle: Smith Archive / Alamy Stock Foto

Les Paul war nicht nur Gitarrist, sondern ein Erfinder, Visionär, Pionier. Ohne ihn gäbe es viele Standards der Musiktechnik nicht – keine wunderbaren Solidbody-Gitarren, kein Overdubbing, keine Multitrack-Aufnahme in heutiger Form. Seine Ideen haben Musik geprägt, weit über Genre- und Instrumentalgrenzen hinaus.

Am 9. Juni 2025 wären es 110 Jahre Les Paul gewesen. Und auch wenn er nicht mehr lebt – sein Einfluss klingt weiter. Nicht nur als Name auf der Kopfplatte meiner Paula, sondern als Idee: Musik darf mehr sein und Technik kann, darf und sollte uns dabei helfen.

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