SoundCloud unter Beschuss: Künstler befürchten KI-Nutzung ihrer Musik
SoundClouds Zukunftspläne mit oder ohne KI?
Die jüngste Debatte um die Nutzungsbedingungen von SoundCloud hat erneut eine heikle Diskussion in der Musikszene ausgelöst. Auslöser des Unmuts war logischerweise eine Aktualisierung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die laut einer Analyse von Futurism den Eindruck erweckte, SoundCloud könne künstlerische Inhalte ohne gesonderte Zustimmung für das Training von KI-Modellen verwenden. Das ist natürlich ein absolutes „No-go“ für alle User der Plattform. Die Firma meldete sich umgehend mit einem umfangreichen Statement zu diesem Thema.
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Update
[14. Mai 2025] SoundCloud hat uns eine Nachricht geschickt:
Wir möchten einen Brief von SoundCloud CEO Eliah Seton weiterleiten, in dem er auf aktuelle Fragen zu unseren Nutzungsbedingungen (ToU) und deren Zusammenhang mit Künstler-Inhalten und KI eingeht. In dem Brief stellt er unsere Position klar: SoundCloud hat niemals Inhalte von Künstlern verwendet, um generative KI zu trainieren, und wird dies auch nicht ohne ausdrückliche Zustimmung der Künstler tun. Außerdem beschreibt er Änderungen an den Nutzungsbedingungen von SoundCloud, um diese Verpflichtung noch deutlicher zu machen. Der vollständige Brief an die Künstlergemeinschaft ist hier zu finden: https://press.soundcloud.com/249951-a-letter-from-our-ceo-clarifying-our-terms-of-use
Künstler fordern mehr Transparenz
Der entsprechende Passus, der im Februar 2024 in die TOS des Streaming-Anbieters eingefügt wurde, formulierte die Möglichkeit, dass Nutzerdaten – sofern nicht anders vereinbart – unter anderem als Input für Künstliche Intelligenz verwendet werden können. Diese Formulierung löste natürlich in der Szene erhebliche Bedenken aus, insbesondere hinsichtlich des Schutzes geistigen Eigentums und der Kontrolle über die eigene künstlerische Arbeit.
Die Firma reagierte prompt auf die Kritik und veröffentlichte am 9. Mai 2025 eine offizielle Stellungnahme (siehe unten). Darin stellt das Berliner Unternehmen klar, dass es zu keinem Zeitpunkt Inhalte von Künstlern verwendet habe, um generative KI zu trainieren. Ebenso betont die Plattform, keine eigenen KI-Modelle zu entwickeln und Dritten keinen Zugriff auf die Inhalte zum Zwecke des KI-Trainings zu gewähren.
Ergänzend weist SoundCloud auf implementierte Schutzmaßnahmen hin, darunter einen „No-AI“-Tag, der die unerlaubte Verwendung von Audioinhalten für den Einsatz von KI explizit untersagt. Die beanstandete Klausel sei demnach „missverständlich“ formuliert gewesen und habe lediglich die Nutzung von KI-Funktionen innerhalb der Plattform selbst, wie etwa personalisierte Empfehlungen oder Betrugserkennung, rechtlich absichern sollen.
SoundClouds KI-Klausel: Missverständnis oder Absicht?
In einem ergänzenden Statement gegenüber The Verge versicherte Marni Greenberg, SVP und Head of Communications bei SoundCloud, dass man, sollte man in Zukunft die Nutzung von Inhalten für generative KI-Modelle in Betracht ziehen, vorab transparente Mechanismen zur Abwahl einführen werde. So hätten die User zumindest die Möglichkeit, sich bewusst gegen eine solche Nutzung zu entscheiden. Gleichzeitig stellte sie klar, dass lizenzierte Musikstücke – etwa von Major-Labels – nach derzeitigem Stand grundsätzlich nicht für Trainingszwecke verwendet werden dürfen. Für andere Inhalte steht eine mögliche Nutzung jedoch weiterhin im Raum, was logischerweise wiederum zu einer gewissen Verunsicherung in der Szene führt.
Die öffentliche Debatte über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Musikindustrie nimmt unterdessen weiter zu. Zahlreiche prominente Künstler, darunter Elton John, Kate Bush und Dua Lipa, haben kürzlich einen offenen Brief an den britischen Premierminister unterzeichnet. Ziel der Initiative ist eine Ergänzung des Data (Use and Access) Bill, die Entwickler gesetzlich verpflichten soll, transparent zu machen, wie urheberrechtlich geschützte Werke zum Training von KI verwendet werden. Auch der Komponist Max Richter sprach sich in einer Anhörung vor dem Parlament deutlich gegen die derzeitige Praxis aus und bezeichnete die Verwendung von Musik als Trainingsmaterial für KI-Systeme als „unfair und unzumutbar“ für Kreative.
Die Zukunft der Musikplattformen im KI-Zeitalter
SoundCloud befindet sich damit in einem komplexen Spannungsfeld zwischen technischer Innovation und Verantwortung gegenüber der kreativen Urheberschaft seiner Community. Trotz aktueller Beschwichtigungsversuche bleibt die Frage offen, ob und wie die Plattform in Zukunft mit dieser Thematik umgehen wird. In Zeiten, in denen viele Akteure der Branche eine stärkere Regulierung fordern, könnte der Umgang mit dieser Debatte ebenso zum Gradmesser für die Glaubwürdigkeit und Zukunftsfähigkeit von Streaming-Diensten wie SoundCloud werden. Aber wie geht es nun weiter?
Das komplette Statement von SoundCloud zum Thema
Bei SoundCloud standen die Künstler immer an erster Stelle und das wird auch so bleiben. Unser Ziel ist es, Künstlern mehr Kontrolle, Klarheit und echte Wachstumschancen zu bieten. Wir glauben, dass KI, wenn sie verantwortungsvoll entwickelt wird, das kreative Potenzial erweitern kann – vor allem, wenn sie auf den Prinzipien der Einwilligung, Namensnennung und fairer Vergütung basiert.
SoundCloud hat niemals Inhalte von Künstlern verwendet, um KI-Modelle zu trainieren, noch entwickeln wir KI-Tools oder gestatten Dritten, Inhalte von SoundCloud für KI-Trainingszwecke zu kopieren oder zu verwenden. Tatsächlich haben wir technische Sicherheitsvorkehrungen getroffen, einschließlich eines „No AI“-Tags auf unserer Website, um die unautorisierte Nutzung ausdrücklich zu verbieten.
Die Aktualisierung unserer Nutzungsbedingungen im Februar 2024 sollte klarstellen, wie Inhalte mit KI-Technologien auf der SoundCloud-Plattform interagieren können. Anwendungsfälle sind personalisierte Empfehlungen, die Organisation von Inhalten, die Betrugserkennung und die Verbesserung der Identifizierung von Inhalten mithilfe von KI-Technologien.
Jede zukünftige KI-Anwendung bei SoundCloud wird so konzipiert sein, dass sie menschliche Künstler unterstützt und die Werkzeuge, Fähigkeiten, Reichweite und Möglichkeiten verbessert, die ihnen auf unserer Plattform zur Verfügung stehen. Beispiele hierfür sind die Verbesserung von Musikempfehlungen, die Erstellung von Playlisten, die Organisation von Inhalten und die Erkennung betrügerischer Aktivitäten. Diese Bemühungen stehen im Einklang mit bestehenden Lizenzvereinbarungen und ethischen Standards. Tools wie Musiio dienen ausschließlich der Entdeckung von Künstlern und der Organisation von Inhalten, nicht aber dem Training generativer KI-Modelle.
Wir verstehen die geäußerten Bedenken und sind weiterhin zu einem offenen Dialog bereit. Künstler behalten die Kontrolle über ihre Werke, und wir werden unsere Community über alle Schritte auf dem Weg zu Innovation und verantwortungsvollem Einsatz von KI-Technologien auf dem Laufenden halten, insbesondere im Hinblick auf die sich ständig weiterentwickelnden rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.