von claudius | Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Reaper 6 DAW GUI

 ·  Quelle: Gearnews, Claudius

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Ich bin Reaper-User seit Reaper 1, als es noch kostenlos war, so richtig bin ich aber erst zu Version 3 eingestiegen und habe es zu meiner Haupt-DAW gemacht. Reaper kann ich an mich anpassen und ich habe mehr Wege zum Ziel als mit allen anderen DAWs. Der Segen des riesigen Funktionsumfangs ist gleichzeitig auch der Fluch, denn es wird für Neueinsteiger oder Umsteiger schnell unübersichtlich. Reaper 6 ändert daran nichts, es kommen aber Funktionen dazu, die andere DAWs alt aussehen lassen.

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DAW auf eigenen Wegen

Reaper wird von einer Handvoll Menschen entwickelt, die sich rund um den ehemaligen Winamp-Programmierer geschart haben. Es kostet 60 USD für den Hobbyanwenderser, wenn du Profi bist und mit der DAW Geld verdienst, solltest du die kommerzielle Version für 225 USD kaufen – das Programm unterscheidet sich nicht. Und noch besser: Eine Lizenz gilt immer für zwei Major-Versionen. Meine gilt für Reaper 6 noch von Reaper 5.

Wie es sich gehört, haben die Entwickler an den Features geschraubt und die neue Version damit vollgepackt. Einige der Neuerungen sind aus dem hauseigenen User-Forum, denn User sind nicht blind und schauen sich auch andere DAWs an und finden dort Sachen gut, deswegen sind einige Funktionen von anderen DAWs inspiriert bzw. übernommen wurden, so wie es am Markt eben Gang und Gebe ist.

Eins vorab: Es ist nicht einfacher geworden, bei Reaper einzusteigen. Es gibt eine steile Lernkurve, aber der immense Umfang bleibt gleich. Die etwas altbackene Optik bei hauseigenen Plug-ins oder den Menüs bleibt (leider) erhalten, was die Übersicht nicht gerade fördert. Wer damit klarkommt, bekommt aber eine wirklich preiswerte DAW mit dem vermutlich größten Funktionsumfang am Markt. Nur eigene Plug-ins gibt es nicht so viele wie bei Logic.

Neuerungen in Reaper 6

Es ist einiges passiert. Deswegen kurz die Übersicht der wichtigsten Änderungen in Reaper 6:

  • Neues Theme
  • Neues Track Control Panel (endlich!)
  • Embedded FX
  • Track Wiring View
  • Kleinere Änderungen / neue Funktionen
    • Menü
    • MIDI Editor
    • Performance
    • Playback Offset
    • Rendering Dialog

Das sieht erst einmal nicht so viel aus, wenn ich aber bedenke, dass Features bei Cockos (den Entwicklern von Reaper) auch ohne bezahlte Major-Updates dazu kommen, ist es verschmerzbar, dass keine absoluten Brecher dabei sind.

Ich bin kein Freund vom neuen Theme, werde ihm aber ein paar Wochen bzw. Monate Zeit geben. Die Schrift ist auf meinem 2K-Monitor etwas zu klein und damit unleserlich, die Farben etwas zu dunkel. Aber es hebt sich auf jeden Fall vom Vorgänger ab – notfalls suche ich dann ein anderes oder das von V5. Mit der Schrift ist merkwürdig, denn Reaper unterstützt erstmals Retina/HiDPI. (UPDATE: Mit macOS ist es nicht so, mit Windows und Linux hingegen schon. Wie ist das bei euch?)

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Vor allem das neue Track Control Panel (TCP) kann sich sehen lassen. Es wurde aufgeräumt, die Knöpfe für Mute und Solo sind nach rechts an den Rand gewandert und die Metering-Anzeige ist nun ab Werk vertikal und nimmt so weniger Platz ein. Bisher waren dafür Mods am Theme nötig. Und endlich kann man das Input-Menü, also die Quelle, von der aufgenommen wird, leichter erreichen.

Reaper 6 DAW Embedded FX TCP MPC

Embedded FX im Mixer und links im TCP

Embedded FX

Nutzer von Studio One kennen das Feature vermutlich schon: Effekte können ihre GUI im Mixer ausklappen. In Reaper 6 geht das über einen Rechsklick und wahlweise auch im TCP. Das funktioniert aktuell nur mit den mitgebrachten JS-Effekten (Reaper-eigenes Plug-in-Format): Spectrum Analyzer, Dynamics, Ginometer, Oszilloskop, Spectrograph und VU Meter. Würde mich wundern, wenn es da nicht demnächst noch weiter geht.

Track Wiring View

Ein View ist ein Fenster in Reaper. Neu dabei ist das Track Wiring. Hier wird nicht nur die aktuelle Verkabelung in der DAW angezeigt, sondern kann auch wie bei Reason oder JACK neu per Maus verkabelt werden. Ihr erreicht die Funktion über das View-Menü oder im Routing-View im Dropdown.

Reaper 6 DAW Track Wiring

Track Wiring View

Weitere Änderungen

Für mich waren die beiden Änderungen oben mit die wichtigsten. Die Liste ist natürlich noch viel länger, es handelt sich dabei aber eher um Kleinigkeiten, die für den einen oder anderen User so klein nicht sind. In den Preferences bzw. Einstellungen gibt es neue Optionen bei Edit und View. Der MIDI-Editor wurde etwas umgebaut, die MIDI-Events bzw. Noten haben nun mehr Optionen im Properties-Menü, die Velocity-Linie ist nun länger und auch die CC Lanes (MIDI Automation) wurden überarbeitet.

Aber nicht nur bei MIDI hat sich was getan, sondern auch bei Audio. Dynamic Split wurde nun mit Presets versehen, Strech Markers bekommen mehr Optionen und können auch im WAV- bzw. AIFF-Fotmat gespeichert werden. Für das Playback wurde ein optinaler Offset-Regler hinzugefügt und der Rendering Dialog hat nun auch „Save to Preset“ und kann ausgewählte Regions ohne Routing-Matrix exportieren.

Lohnt sich das Update auf Reaper 6?

Viele kleine Sachen wurden verändert. Die komplette Liste könnt ihr euch auf der Homepage ansehen, während ihr den Download bzw. das Update startet.

Nur die Linux-Version ist immer noch nicht offiziell aus dem Alpha-Stadium raus. Schade, dabei funktionierte die bei meinem Test mit Ubuntu Studio 19.10 echt gut.

Ich denke, wer auf das neue Theme verzichten kann (das gibt es auch für Reaper 5) und die Neuerungen wie das Wiring-View oder die Embedded-FX, kann getrost noch mit dem Vorgänger weitermachen. Wer eine Lizenz von V5 hat, muss nicht lange nachdenken, denn die gilt auch für V6.

Was meint ihr? Lohnt sich das Update?

Mehr Infos

Bildquellen:
  • Embedded FX im Mixer und links im TCP : Gearnews, Claudius
  • Track Wiring View: Gearnews, Claudius
  • Reaper 6 video fxembed: Cockos
  • Reaper 6 itemwarp: Cockos
  • Reaper 6 cc env: Cockos
  • Reaper 6 video wiring: Cockos
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8 Antworten zu “Reaper 6 – Embedded UI FX, Wiring View und neues Theme”

    Klaus sagt:
    0

    Danke für die schnelle News! :)
    Ich würde sagen, die Arbeit mit MIDI hat sich erheblich vereinfacht. Man hat Velocity Punkte zum Anfassen und nicht mehr diese komischen Balken.
    Außerdem sind die CC Lanes (wie Mod Wheel) viel besser zu bearbeiten.. ich hab dafür vorher immer ein Plugin benutzt, das entfällt jetzt und beschleunigt den Workflow immens!
    Wer also MIDI mit Reaper macht, sollte definitiv upgraden finde ich.

    WOK sagt:
    0

    Kann man in V6 erstellte Projekte eigentlich auch in älteren Versionen öffnen?
    Sind alte Themes kompatibel zu V6?

      claudius sagt:
      0

      Bis zu einem gewissen Grad sicherlich. Die Themer müssen jetzt erstmal nachlegen. Bei den Projekten sollte sich nicht viel ändern, aber ohne Gewähr – ich wüsste aber nicht, warum man V6 Projekte beispielsweise mit V3 öffnen sollte?

    Kobi Kobsen sagt:
    0

    Und was ist jetzt hier so viel besser als bei allen anderen DAWs?

      Hanspi sagt:
      0

      Reaper enthält keinen Ballast (keine unerwünschten Plugins, Sample-Libraries, etc.) und die Installation ist in wenigen Sekunden durch. Es braucht extrem wenig Ressourcen und hat in meinen Augen eine sehr gute Codebasis, was sich auch auf die Stabilität positiv auswirkt. Dinge wie Comping sind auch möglich, wenn auch nicht so praktisch wie in Cubase/Nuendo. Normalerweise arbeite ich mit Cubase aber dann gibt es Situationen, wo Reaper einfach extrem praktisch ist.. z.B. mit irgendeinem Laptop ein Multitrack-Recording machen, Bandproben-Aufnahmen schnell und einfach schneiden und via Region Export alle einzelnen Songs rendern. Einfach mal ausprobieren :)

      claudius sagt:
      0

      Berechtigte Frage. Einiges hat Hanspi schon beantwortet. Auf der anderen Seite: Am Ende ist jede passende DAW die Richtige für dich.

      WOK sagt:
      0

      ein kleines, kompaktes Programm, startet superschnell (auch bei vielen installierten Plugins), umfassend anpassbar, preiswert trotz professionellem Funktionsumfang, einfaches Handling von Pluginketten oder Aufnahmeobjekten, etc.pp…….

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