von Dirk | Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Playfair Audio Dynamic Grading

Playfair Audio Dynamic Grading  ·  Quelle: Playfair Audio

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Playfair Audio veröffentlicht mit Dynamic Grading ein Plug-In, das sich dem Thema Dynamikbearbeitung mit einem völlig eigenen Ansatz nähert. Der Hersteller betont, dass du es hierbei nicht mit einem Kompressor zu tun hast. Und deshalb gibt es auch keine Regler für Threshold, Ratio oder Attack. Stattdessen kommt eine vom Hersteller „Augmented Intelligence“ genannte Methode zum Einsatz, das Konzept stammt aus dem Bereich der Bildbearbeitung. In der Praxis soll das für intuitive Bedienung und schnelle, überzeugende Ergebnisse sorgen.

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Playfair Audio Dynamic Grading

Auch wenn Dynamic Grading nicht mit einem klassischen Kompressor zu vergleichen ist, bleibt die Aufgabe im Wesentlichen gleich. Eine Bearbeitung der Dynamik von Audiomaterial ist nämlich das, worum es hier geht. Im Gegensatz zu einem Kompressor musst du dich aber nicht mit dessen Funktionsprinzip und Parametern wie Threshold, Ratio, Attack oder Release herumplagen. Zudem verspricht dir dieses neue Plug-in, keine große Erfahrung oder „goldene Ohren“ zu benötigen.

Augmented Intelligence“ nennt sich der Trick von Dynamic Grading und diese Technologie erlaubt es, Audio „wie ein Stück Ton“ zu kneten und zu formen. Und du sollst dabei nicht den kreativen Flow verlieren.

Die Idee für diesen Ansatz entwickelte sich bei der Beschäftigung mit modernen Bildbearbeitungs-Tools. Dort haben sich Histogramme und Gradationskurven als effektive und intuitive Werkzeuge zum Anpassen von Helligkeit, Kontrast oder Farbtiefe etabliert. Und genau diese Konzepte versucht Playfair Audio nun in die Musik- und Audiowelt zu übertragen

Ein Histogramm zur Dynamikbearbeitung

Bei Dynamic Grading zeigt das Histogramm auf der linken Seite die eingehende und auf der rechten Seite die ausgehende Dynamik an. In der Mitte dieser Anzeige sitzen Marker, den du mit der Maus bewegst und vergrößerst und über den du das Dynamik-Processing vornimmst. Diese Marker teilt das Plug-in in drei (Frequenz-) Bereiche auf, die du individuell bearbeiten kannst. Je nachdem, wie du die Marker positionierst, bestimmst du, ob eher Kompression oder Expansion stattfindet.

Das Histogramm selbst entsteht durch eine statistische Analyse des Audiomaterials und zeigt die Häufigkeit und Intensität der Lautheit an. Der Time Window genannte Slider bestimmt, wie lange das Plug-in die Analyse vornimmt und wie genau diese dann ausfällt. Ein bisschen nach „vorne schauen“ ist also definitiv notwendig – speziell beim Mastern ist das bestimmt hilfreich. Da demnach Latenz im Spiel ist (wie bei allen Dynamik-Plug-ins), lässt sich für bestimmte Einsätze auch ein Live Mode aktivieren, der zwar auch eine Verzögerung mit sich bringt, diese sich aber laut Hersteller als kreativen Effekt nutzen lässt.

Und so ganz ohne weitere Zeitparameter geht es dann wohl doch nicht. Mit Response und Release bestimmt du prinzipiell, ob Dynamic Grading eher „smooth“ oder zackig zupackt. Der Spectrum genannte Regler soll im Idealfall dann zum Einsatz kommen, wenn die Dynamikbearbeitung abgeschlossen ist. Du regulierst damit quasi, wie natürlich das Ergebnis klingen soll.

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Klingt komplex, ist aber intuitiv zu bedienen

Klingt irgendwie doch komplex, oder? Ich gebe zu, dass ich erst die Anleitung studieren musste, um das Konzept so richtig zu verinnerlichen. In der Praxis geht die Bedienung aber bestimmt fluffig und wird nicht so sehr von irgendwelchen Werten bestimmt, wie das bei einem klassischen Kompressor der Fall ist. Der wesentliche Unterschied ist nämlich, dass du hier grafisch arbeitest.

Falls du dich noch mehr für den hier verwendeten Ansatz interessierst, solltest du dir mal diesen Blogeintrag auf der Website des Herstellers anschauen. Der Entwickler Christian Luther hat übrigens bereits als Audio-Entwickler und DSP-Experte für Unternehmen wie Kemper und Sennheiser gearbeitet. Die Frühjahr 2022 gegründete Firma Playfair Audio will sich speziell auf intuitive und moderne Tools zur Audiobearbeitung konzentrieren. Mit Dynamic Grading ist auf jeden Fall ein spannender Einstand gelungen.

Spezifikation und Preis

Playfair Audio Dynamic Grading läuft als VST3, AU und AAX auf macOS (10.10 oder neuer – Support für M1 Silicon) sowie Windows (7 oder neuer). Für die Lizenzierung ist der kostenlose iLok License Manager erforderlich. Eine für 14 Tage funktionierende kostenlose Demoversion bekommst du ebenso wie eine PDF-Anleitung über die Website des Herstellers.

Der Preis beträgt 149 Euro.

Weitere Infos über Playfair Audio Dynamic Grading Plug-In

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7 Antworten zu “Playfair Audio Dynamic Grading: Dynamikbearbeitung mal ganz anders”

    Krypton sagt:
    0

    100% interessant und sicherlich mal etwas anderes. Aber bei 149 € werde ich nicht mal die Demo probieren. Mag es noch so „Revolutionär“ sein. Egal ob Kemper oder Sennheiser. Sorry. Danke aber nein Danke.
    Sorry.

    Fred Fahrig sagt:
    0

    Naja ich weiß nicht, ob das so intuitiv ist, wenn es „keine Regler für Threshold, Ratio oder Attack“ gibt, sondern dafür Regler die einfach anders heißen, abgesehen von Release, der heißt dann doch wieder wie gewohnt.

      Dirk Behrens sagt:
      0

      Naja, wie ein üblicher Kompressor sieht das nun aber wirklich nicht aus und bedient sich auch anders.

        Fred Fahrig sagt:
        0

        Es erweckt bei mir den Eindruck, dass es im Grunde ein Kompressor ist, dem einfach nur eine andere GUI mit anderen Regler-Beschriftungen übergestülpt wurde.
        Ob das jetzt besser oder schlechter ist, muß jeder für sich selbst entscheiden – vorausgesetzt, es klingt auch gut.

    Guitana sagt:
    0

    Also sozusagen ein Multi-Band Kompressor?

    Ich muss ja sagen, dass die Idee schon ganz nett ist, aber 99% sind Marketing. Wenn man Kompression nicht erfunden hätte, dann wäre der erste logische Schritt: Kompression zu erfinden. Genau das ist hier geschehen. Ob man jetzt ein Spektogramm oder ein Balkendiagram für die „Häufigkeitsanalyse“ verwendet ist in meinen Augen unerheblich. Komisch ist nur, dass man die Frequenzbereiche auf einer Skala für die Lautstärke anzeigt, auch wenn ich die Idee dahinter verstehe.

    Man hat halt das Bedienkonzept überarbeitet und ja, es mag für einige besser funktionieren. Aber das ist jetzt nicht besonders revulotionär. Das Rad wurde neu erfunden…

    Warum ich meine, dass man Kompression erfinden würde, wenn es sie noch nicht gäbe? Nun, sobald man sich mit Lautstärke in einem Mix beschäftigt, wird Dynamik ein relevantes Thema. Um damit umzugehen, gibt es viele Möglichkeiten, eine ist folgende (ab 8:18):

    https://youtu.be/BF3SXuKBolM

    Quasi Volume-Automation statt Kompression. Was am Ende eine Form von Kompression ist, wenn man darüber die Dynamik steuert.

      Dirk Behrens sagt:
      0

      Der wesentliche Unterschied ist hier aus meiner Sicht, dass visuell gearbeitet wird und nicht so sehr nach Gehör wie bei einem klassischen Kompressor. Und auch diese typische Hüllkurve, die durch einen festgelegten Threshold ausgelöst wird, gibt es hier ja zumindest auf dem Interface nicht.
      Ich gebe dir aber Recht: Wenn es noch keinen Kompressor gäbe, müsste dieser erfunden werden.

    Torsten sagt:
    0

    So wie ich das Plug (und das Handbuch) verstehe, sind die drei Bereiche für die Einstellungen keine „Frequenz“-Bereiche, so wie im Artikel geschrieben, sondern „Dynamik“-Bereiche. Es handelt sich hier also definitiv nicht um einen Multiband-Kompressor, der über Frequenzbereiche arbeitet, sondern ein Tool, das verschiedene Dynamik-Bereiche gezielt unterschiedlich mit Kompression oder Expansion bearbeiten kann.

    Ich stelle mir das eher wie eine mehrteilige Kompressor-Kurve vor, die nicht nur eine Ratio und einen Threshold hat (und damit zwei Liniensegmente), sondern eher drei Liniensegmente: den Kernbereich, der komprimiert oder expandiert werden kann, dann alles, was leiser ist als dieser Kernbereich und separat behandelt wird, und noch alles was lauter ist als der Kernbereich.

    Damit kann ich bspw. die (lauten) Transienten expandieren, den Sustain-Bereich komprimieren und zusätzlich noch den (leisen) Ausklang entweder expandieren (und damit wegdrücken) oder komprimieren (z.B. den Raumanteil anheben)

    Insgesamt ganz interessant, weil man damit in einem Plug Dinge tun kann, die man sonst komplizierter über Parallelkompression oder Kombination mehrere Plugins basteln müsste.

    Eine echte „Upward Compression“ (siehe https://www.soundonsound.com/techniques/parallel-compression) kann man mit diesem Tool recht einfach bauen.

    Die Oberfläche macht das schön intuitiv – ob mir das 149 Euronen wert wäre, weiß ich aber nicht. Vielleicht gibt’s ja mal einen Spezialpreis ;-)

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