Gaming-Sound der 90er: Die Geschichte des Roland Sound Canvas im Video
Der Roland Sound Canvas prägte in den 90ern den Sound von PC-Games; eine ganze Generation von Gamern wuchs mit seinen GM- und GS-Klängen auf. Ein neues Video widmet sich der Geschichte dieses wegweisenden Soundmoduls.
Geschichte des Roland Sound Canvas
Was ist der Roland Sound Canvas?
Lange bevor Computerspiele aufwendig produzierte Audio-Soundtracks bekamen, die es heute in Sachen Produktionsaufwand und Komplexität mühelos mit Film-Soundtracks aufnehmen können, mussten Game-Komponisten mit deutlich beschränkteren Mitteln auskommen. Während der von Beginn an als Multimedia-PC entwickelte Commodore Amiga schon Mitte der 1980er Audio-Samples abspielen konnte, dauerte es auf dem IBM-PC noch eine ganze Weile, bis die Sounddesigner mit Audio arbeiten konnten. Erst mit dem 1994 erschienenen Sound Blaster 2.0 setzte sich diese Technik auf breiter Basis auf dem PC durch.
Vorher gab es also nur eine Möglichkeit, um Games mit Hintergrundmusik auszustatten: MIDI. Die ersten PC-Soundkarten waren mit Sound-Chips bestückt, wie sie auch in Konsolen zum Einsatz kamen. Das Spiel enthielt also nur die MIDI-Informationen; der eigentliche Klang entstand dann auf der Soundkarte. Das bedeutete: Je nachdem, welche Karte jeweils installiert war, konnte ein Spiel auf zwei verschiedenen Rechnern völlig unterschiedlich klingen. Und weil die frühen Sound-Chips zumeist mit einer rudimentären Version der FM-Synthese arbeiteten, klangen sie nicht besonders realistisch.

Wer es Ernst meinte mit dem Gaming und Wert auf guten Sound legte, stellte sich deshalb damals ein Soundmodul auf den Schreibtisch, das vom Computer über MIDI angesteuert wurde. Und hier setzte Roland Maßstäbe und verlieh mit dem Sound Canvas einer ganzen Generation von Games den richtigen Sound. Der SC-55 erschien 1991 als Nachfolger des MT-32, der noch mit der LA-Synthese des D-50 gearbeitet hatte. Mit seinen komplett auf Samples basierenden Sounds lieferte der neue Sound Canvas einen viel realistischeren Klang. Und weil die Game-Komponisten natürlich auch selbst den Sound Canvas auf dem Tisch stehen hatten, hielten viele seiner Sounds auch in Games Einzug, die bereits über Audio-Soundtracks verfügten.
Die Geschichte des Sound Canvas im Video
In einem neuen Video befasst sich der YouTuber SoundFontGuy mit der Geschichte dieses wegweisenden Soundmoduls:
Der Sound Canvas war das erste Soundmodul, das den damals neuen General-MIDI-Standard (GM) unterstützte. Darin waren gewisse Mindestanforderungen festgelegt, die kompatible Instrumente erfüllen mussten, zum Beispiel im Hinblick auf die Polyphonie. Noch wichtiger war jedoch, dass der GM-Standard eine Liste von 128 Sounds mit den dazugehörigen Programmnummern enthielt. Damit war nicht nur sichergestellt, dass ein Stück auf zwei GM-kompatiblen Geräten zumindest ähnlich klang; auch bekamen die Game-Komponisten sozusagen eine „Leinwand“ geboten, auf der sie ihre klanglichen Vorstellungen umsetzen konnten.
In den Folgejahren erweiterte Roland die Serie um die Modelle SC-55mkII, SC-88 und schließlich SC-88 Pro, die jeweils erweiterte Möglichkeiten und mehr Sounds boten. Und als die Computer im neuen Jahrtausend leistungsfähig genug geworden waren, um die Klänge selbst zu erzeugen, lebte der Sound Canvas als Software weiter.
Leider hat Roland die Software-Version im Jahr 2024 eingestellt, da sie nicht mehr dem Standard der heutigen Instrumente der Roland Cloud entsprach. Wer beim Gaming-Sound der 90er ganz nostalgisch wird und ihn stilecht genießen möchte, muss sich also mit einem anderen Emulator behelfen – oder in ein Vintage-Soundmodul aus den 90ern investieren.
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