Analoger Speicher – Extern machbar? Wie?
Wie speichert man am besten analoges CV?
Analoger Speicher für analoge Synthesizer und Module, gibt es das? Sie existieren in der analogen Welt noch immer nicht überall. Besonders die modulare Welt hat (fast) keine Möglichkeiten einzelne Werte irgendwo in einen Speicher zu retten und schnell abzurufen. Hier einige Konzepte, die Speicherung oder Abruf von Werten benötigen. Wie verpasst man analogen Geräten ein Gedächtnis?
Analoger Speicher für analoge Synthesizer
Justierbare Sensoren und Sequential Controller
Schon die frühesten Synthesizer hatten das Problem der Flüchtigkeit des Eingestellten. Die Idee war zudem, nicht zwangsweise mit „Tastaturen“ zu arbeiten. So gab es an Einigen einstellbare Werte, die dann beim Berühren oder Drücken eines Sensors abgerufen werden können. Es ist bei Serge und Buchla Instrumenten gerade zu Beginn oft die Idee gewesen, Töne und Skalen zu „speichern“ – mit den „einfachsten“ damaligen Mitteln. Es hat sich geschichtlich ergeben, dass diese Idee schnell verschwand, da die Idee „Klaviatur“ bereits etabliert war und immer noch ist. Die Idee mit simplen Potis Werte zu setzen und zu speichern ist „billig“ und funktioniert.

Die dazu passende Taste löst den Wertesprung aus und ersetzt die bisherige Einstellung oder ist ein Offset (Versatz). Diese Idee liegt extrem nah an einer Sequenz von gespeicherten Werten. So entstand der Sequencer. Wir brauchen vielleicht nur „2 bis 5“ solcher Speicher pro Song, um den Klang umzuschalten. Das ist gerade bei nur einer Stimme und aufwendigem Modulsystem um so wichtiger.
Bei Moog und Buchla wurde in den 1960er Jahren eine Reihe von zwei bis vier solcher analoger Speicher „Sequential Controller“ oder „Sequential Voltage Source“ genannt. Wie gesagt, braucht man oft idealerweise mehr als einen Speicher, um feste Werte anzuwählen und abrupt umschalten zu können.
Das alles kann fast jeder Sequencer, dennoch nutzen viele einen Sequencer nicht als Speicher, sondern als Melodiesystem oder Modulationsapparatur. Dennoch ist für eine Live-Performance die Unmöglichkeit mehrere Parameter radikal und exakt umzustellen geblieben.


Unser Problem als analoger Speicher…
Was wenige anbieten, ist einen Sequencer mit vielen CV-Ausgängen als reinen „Speicher“ zu verwenden, der pro Step radikal andere Spannungen ausgibt. Sicher kann man dazu einen Reliq kaufen oder ähnliches mit 16 CVs oder mehr, aber das kostet auch entsprechend. Heute ist das noch besser, da viele Sequencer ebenso LFOs oder Hüllkurven generieren können. Aber eigentlich hätten wir gern mehr CVs aber brauchen keinen vollständigen Sequencer. Wir wollen das in klein, günstig und angemessen. 16 Ausgänge mit 128 Speichern? Wie klingt das?
Buchla 200e bis Heritage Modular
Die Modularwelt hat durchaus einige speicherfähige Systeme bereitgestellt. Darunter der Adamsynth Warthog. Er sichert nicht nur die Einstellungen, sondern die Patches und somit die Verkabelung zwischen den Modulen. Der schon ältere Buchla 200e kann über jedes Modul lediglich seine Einstellungen speichern, die sich wiederum in einem zentralen Modul abrufen lassen.
Unsere Idee – umgesetzt – Speicherinhalte aufrufen für FM VCOs. Achte hier im Video auf die Wiederholungen hier, nicht auf „den Sound“:
Die Idee ist, dass sich einzelne Module ihre Stellungen merken können. Sie sind damit näher an „unserer“ Idee, eine Menge von Parametern simultan umstellen zu können. Genialerweise sind das ALLE Einstellungen, die ein 200e einstellen kann. Also wäre das perfekt, oder? Verbindet man die Speichermodule mit einem Sequencer, lassen sich die Positionen anfahren.
Der Nachteil ist, dass es keine absolute Steuerung im Buchla 200e gibt und damit wird das Prinzip der Reihe von Werten rein technisch ausgebremst. Beim Adamsynth ist die Speicherung nicht so schnell möglich und das Abrufen ist damit nicht perfekt geeignet für den obigen Ansatz. Dennoch löst er Probleme für Live-Musiker. Das 200e ist ebenfalls eher als „Klangspeicher“ gedacht, nämlich als das, was „ich“ von ihm möchte: einige Parameter schnell in einer Performance auf bestimmte Werte zu setzen, gern alle – aber es reichen als Komprimiss auch „einige“.
Ähnliches kann man über Heritage Modular sagen, der polyphon interne Module anbietet, ebenfalls ein komplettes Set sichert und abrufen kann. Eher wie Speicher in einem Kompakt-Synthesizer. Eine tolle Idee, aber nicht exakt das, was „wir“ hier suchen. Alle Wege sind sehr ungewöhnlich und wunderbar, dass sie überhaupt existieren.
Mit Kompakt-Synthesizern sind die meisten normalen „Ein-Synthesizer-in-einem-Gerät“-Konzepte gemeint, egal ob Polybrute oder System-1m. Ja, auch der genannte Roland hatte Speicher und konnte damit als Teilspeicherkonzept für modulare und analoge Systeme einsetzbar sein. Leider ist das 1m auch „nur“ semimodular.

RSF Kobol System – Analoger Speicher
1980 gab es eine Einrichtung für die Synthesizer von RSF, die immerhin gleich 16 Speicher–Spannungen boten. Damit konnte man schnell „Sounds umstellen“. Nicht alle Parameter, aber weitgehend „die meisten“. Der „Ziel-Synthesizer“ konnte das, da er analog und modular zugänglich ist.
Der Speicherteil war ein eigenes Gerät. Eine Reihe von Klängen, lassen sich damit automatisch umstellen, sogar von einer Tastatur mit Sequencer aus, die man dafür entwickelt hatte. Ebenso konnte der Sequencer diese Speicher sofort umstellen. Leider ist dieser Speicher extrem rar. Per Video kannst du ihn hier sehen und „hören“. Ein Witz, dass die beste Lösung 45 Jahre alt ist. Die beiden identischen oberen Geräte hier hinter Olivier Grall sind gemeint:
Polyend Modul speichert Werte
Es gibt wenige Module, die einzelne Speicher bereitstellen. Eins davon war Polyends Preset. Es kommt meiner Idee von oben am nächsten und ist vergleichsweise „modern“. Schade, dass es das Modul schon nicht mehr zu kaufen gibt.
Ich hatte es selbst im Studio. Es lässt sogar „Wertefahrten“ mittels neun Potis zu und kann über eine 4×8 Matrix Speicherplätze für alle 9 Situationen inklusive derer Bewegungen sichern. Es kann sich zudem CVs „anhören“ und diese aufzeichnen. Perfekt und in der Menge „recht okay“.
Dennoch gefällt mir die Funktion und Kompaktheit des Polyend Preset bisher am besten. Die Farben informieren über die Verläufe als „analoger Speicher“ bei der Automation.

Endorphines Total Control
Eine einfachere Version des analogen Speichers in „Presets“ ist „Total Control“ für drei Werte eher im Sinne des ersten Ansatzes: es hat drei Speicher und damit macht es den Job einer Zeile (nicht Reihe!) eines Sequential Controllers.
In der heutigen Zeit ist es gut, wenn Potis wirklich mehrere Werte speichern könnten. Hier sind es drei „Presets“ aus drei Potis, die einfach als Poti anliegen. Vorteil: Es kostet nur 89 Euro, aber ist nur für einen Teil meiner Idee geeignet. Der 200e ist etwas teuer, diese Lösung etwas minimal, daher würde ich mir etwas zwischen dem RSF Gerät und Polyend Preset wünschen. Das wäre es!


