von  Julian Schmauch  | |  Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
So geht Gitarren-Feedback in der DAW: 4 Wege für legendäre Sounds

So geht Gitarren-Feedback in der DAW: 4 Wege für legendäre Sounds  ·  Quelle: Marshall

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Nicht nur im legendären jaulenden Intro von Bowies „Heroes“ ist Feedback der Star. Unzählige Rock- und Metalsongs „verschönert“ das Gitarrenfiepen bereits seit den Sechzigern. In der Welt von „In the Box“ ist das aber alles nicht so leicht. Was gibt es für Möglichkeiten für Gitarren-Feedback in der DAW? Wie erzeugt man das Fiepen, das vor allem einzelne Noten in Richtung E-Bow schieben kann, aber doch ganz eigen klingt? Schauen wir uns das näher an.

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Gitarren-Feedback: Eine kleine Geschichtsstunde

Wie schon so viele Phänomene der Musikgeschichte war auch Gitarren-Feedback wie Verzerrung und Übersteuerung ursprünglich etwas, das man eben gerade vermeiden wollte. Gerade in den Anfängen von verzerrtem Blues-Rock, wo die Verzerrung hauptsächlich aus den übersteuerten Amps kam und es wenige Pedale dafür gab, fiepten und fauchten die armen Verstärker, dass kaum eine Röhre lange hielt.

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Aufnahmen aus den Sechzigern von den Monks und Velvet Underground oszillierten häufig zwischen gewolltem Gitarren-Feedback und schlicht übersteuernden Amps. Teilweise konnte man die Riffs und Licks dahinter nur erahnen. Und doch erkannten Gitarristen früh, wie sich Gitarren-Feedback als kreatives Mittel einsetzen ließ.

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Auch in den Siebzigern und Achtzigern zeigten Bands, wie man das unheimliche Jaulen als Stilmittel einsetzen konnte. Und wie so oft in der Studiogeschichte verschwand auch dieses Phänomen zunehmend, je digitaler Produktionsworkflows wurden. Gitarrenfeedback in der DAW bleibt, wie ihr gleich sehen werdet, ein bis heute nur teilweise gelöstes Problem.

Wie wird Gitarrenfeedback erzeugt?

Feedback kennen die Allermeisten als nerviges, trommelfell-schmerzendes Fiepen, das auf Bühnen und in Proberäumen vor allem dann entsteht, wenn die gefürchtete Feedback-Schleife entsteht. Hier spielt das Dreigestirn Mikrofonpegel-Monitorpegel-Distanz die entscheidende Rolle.

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Sind die ersten beiden zu hoch und die Distanz zu kurz entsteht eine Rückkopplung. Dann nimmt das Mikrofon direkt das auf, was aus der Box kommt, sendet es wieder an die Box, nimmt es wieder auf… Und das schreckliche Fiepen entsteht. Bei Gitarren-Feedback passieren diese Schwingungen zwischen Tonabnehmern und Amp.

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Was es hier vor allem braucht ist die volle Lautstärke. Die Volume-Regler der Pickups müssen voll aufgedreht sein, der Amp ebenso. Stellt man sich dann in die Nähe des Amps und spielt eine Note, versetzt das brachial laute Amp-Signal die Pickups wieder in Schwingung. Das Feedback entsteht. Auf Feedback spezialisierte Gitarristen können abgefahrene Feedback-Sounds durch Hin- und Herwedeln der Gitarre, minimale Lautstärkeunterschiede und unterschiedlich hohe Noten erzeugen. Um Gitarren-Feedback in der DAW zu erzeugen, muss man einiges beachten.

Gitarren-Feedback in der DAW: Das Problem

Wenn fast alles digital abläuft im Signalfluss, die Gitarre direkt im Audiointerface eingestöpselt ist und man in der DAW mit Amp-Simulationen wie Amplitube 5, Guitar Rig 7 oder dem NAM Player den eigentlichen Gitarrensound erzeugt, gibt es von Feedback keine Spur.

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Alles klingt sauber, jeder Amp-Sound kann blitzschnell ausgetauscht werden. Alles wird x-fach gedoppelt, sauber geschnitten, perfekte Wall-of-Sound. Ich mag etwas abschätzig klingen, aber ich arbeite selbst hauptsächlich so. Und doch ist genau dieser Workflow einer, der, natürlich Genre-abhängig, manchmal ein wenig den „Schmutz“ im Sound vermissen lässt. Von Gitarren-Feedback in der DAW mal ganz abgesehen.

Welche Möglichkeiten gibt es also?

#1: Gitarre + Studio-Monitore oder Kopfhörer: Die (gefährliche) DIY-Lösung

Vor Variante 1 muss ich explizit warnen. Denn hier ist die Gefahr, dass man Gehör und/oder Equipment beschädigt, real. Um den echten, voll aufgedrehten Amp im echten Studio zu simulieren, dreht man hier die Monitor-Boxen bis zum Anschlag auf. Und stellt sich dann mit der Klampfe ganz in die Nähe einer der Boxen.

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Das kann, wenn man nicht aufpasst und neben dem Gitarrensignal auch noch der Rest des Songs in brutaler Lautstärke durch die Lautsprecher kommt für Gehör- und Equipmentschäden sorgen! Bei dieser Methode ist höchste Vorsicht angesagt! Eine, zumindest für die Ohren etwas ungefährlichere Alternative ist, mit Over-Ear-Kopfhörern zu arbeiten.

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Der YouTuber Shadow! zeigt in seinem Video, wie das Setup funktioniert. Ihr braucht: Audiospur mit Amp-Simulation in der DAW, Gain und Kopfhörer-Lautstärke am Interface voll aufgedreht. Haltet ihr jetzt eine der beiden Kopfhörermuscheln an die Pickups eurer Gitarre, fiept es ebenfalls. Aber auch hier gilt: Durch die hohen Pegel können euer Equipment und euer Gehör Schaden davontragen! Diese DIY-Methode für Gitarren-Feedback in der DAW ist mit Vorsicht zu genießen.

#2: Feedback-Pedale

Früher war hier der Boss DF-2 Super Feedback & Distortion das Pedal schlechthin für Feedback-Sounds. Hielt man, nachdem man eine Note gespielt hat, den Fußtaster nur halbgedrückt, ertönte das Feedback fast wie am aufgedrehten Amp. Auch das Behringer FD300 erlaubte ähnliche Sounds.

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Leider sind beide Pedale nicht mehr im Handel erhältlich. Hier kann der Gebrauchtmarkt noch etwas hergeben. Wer Feedback-Sounds auf der Spur ist, sich aber mit Rückgabegarantie erst einmal herantasten möchte, sollte sich das Digitech FreqOut* näher ansehen.

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Gleich sieben verschiedene Arten von Gitarren-Feedback erzeugt das Pedal, auch ohne Verzerrung davor. Auch die Schnelligkeit, mit der das Signal ins Feedback rutscht, lässt sich einstellen. So seid ihr zwar nicht mehr ganz „In-the-box“, habt aber eine sehr kompakte, extrem flexible Lösung für Gitarren-Feedback in der DAW. Und das Boss DF-2 findet ihr als halbvirtuelle Lösung im Boss PX-1*.

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#3: Plugins für Gitarren-Feedback in der DAQ

Die naheliegendste Lösung wäre doch sicher ein VST-Plugin?! Jein. Es gibt mit Softube Acoustic Feedback und Blue Cat AcouFiend gleich zwei Plugins, die Gitarren-Feedback in der DAW versprechen. Beide habe ich vor Jahren ausprobiert, und es ging mir wie vielen, deren Berichte man in Fachforen liest.

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Es braucht eine ganze Ecke mehr Feinabstimmung, bis das gewünschte Fiepen aus dem Plugin zu hören ist. Die Reaktion beider unterscheidet sich von der direkten und vielseitigen, die man direkt vor einem echten Amp erhält, dann doch. Was nicht bedeutet, dass beide Plugins hier komplett versagen.

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Im Gegenteil, mit der entsprechenden Vorarbeit entlockt ihr auch Acoustic Feedback* und AcouFiend* ein Gitarren-Feedback in der DAW. Für beide gibt es Demo-Versionen, die zwar entweder funktional (AcouFiend mit kurzem Stummschalten) oder zeitlich (Acoustic Feedback) begrenzt sind, aber zum ersten Ausprobieren durchaus geeignet sind.

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Softube Acoustic Feedback
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#4: „Fake it ‚til you make it“ mit Samples

Was eh schon immer alles in der Musik gefakt, nachgebaut und simuliert wird, da würden vielen die Ohren schlackern! Und nicht erst seit Milli Vanilli! Aber wenn es glaubhaft klingt, wird auch die Musikpolizei sich lieber weiter über zu viel Auto-Tune aufregen, als über „unechtes“ Gitarren-Feedback in der DAW. Man muss es nur gut editieren!

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Fangen wir an beim beliebtesten Sample-Portal. Nein, nicht Splice, ich meine Freesound. Die Vielfalt und Qualität sind hier wirklich besonders. Und sucht man dort einmal nach „Guitar Feedback“, findet man einige Perlen. Völlig umsonst! Und dann wird man staunen, wie viele Anbieter es gibt, sucht man einmal nach Sample-Packs für Gitarren-Feedback.

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Bei vielen Anbietern gibt es eine Vorhörfunktion, mit der ihr euch ein Bild von der Art der Sounds machen könnt. Und fügt man dann Riff und Feedback-Sound in der DAW zusammen, schickt sie erst in den virtuellen Amp, dann vielleicht noch in einen Hall, wird kaum jemand den Unterschied erkennen. Auch so geht Gitarren-Feedback in der DAW!

Fazit: Ihr seid gefragt!

Ihr seht: Gitarren-Feedback in der DAW ist gar nicht so einfach zu erzeugen. Mit diesen vier Möglichkeiten bekommt ihr eine erste Übersicht, wie sich das berühmte Jaulen aber auch in der DAW herauskitzeln lässt.

Jetzt seid ihr an der Reihe. Welche Lösung habt ihr gefunden für dieses Problem? Dann doch wieder mit analogen Amps? Wie löst ihr das bei Modelern? Schreibt es uns in den Kommentaren!

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