Das Gear von Jimmy Page – Die besten Gitarristen aller Zeiten
Was der Led Zeppelin Frontman nutzt
Wenn es so etwas wie eine graue Eminenz unter den Gitarristen gibt, dann heißt sie wohl Jimmy Page. Das Gear von Jimmy Page reicht von bemalten Telecaster, über die legendäre „Number One“ Les Paul bis zur ikonischen Doubleneck SG. Der Mann hat aus Blues, Folk und Hard Rock ein ganz eigenes musikalisches Universum geschaffen. Als Gitarrist, Produzent und Gründer von Led Zeppelin ist Jimmy Page nicht bloß Spieler – er war Forscher, Tüftler, Klangmaler und lebende Legende trifft es wohl eher. In diesem Artikel schauen wir uns an, aus welchen Gitarren, Amps und Effekten das Gear von Jimmy Page besteht – und was wir davon heute noch in unsere eigenen Setups übernehmen können.
Das Gear von Jimmy Page – Inhalt
Das Gear von Jimmy Page: Stil und Bedeutung
Jimmy Page gilt als einer der einflussreichsten Gitarristen aller Zeiten – und das nicht nur wegen seiner Riffs. Er begriff schon früh, dass das Studio ein eigenes Instrument sein kann und drückte einer (mehreren) Generation seinen Stempel auf.
Als Session-Musiker spielte er in den frühen 1960er-Jahren auf Hunderten Aufnahmen (unter anderem bei den Rolling Stones, bei The Who, The Kinks oder Donovan), bevor er 1966 bei den Yardbirds einstieg (zunächst am Bass) und schließlich 1968 Led Zeppelin gründete.
Für mich ist der Stil von Jimmy Page vor allem durch seine offenen Stimmungen (Open G, DADGAD oder Open D) und die ganz klaren Blues-Wurzeln geprägt. Streut man dann noch extreme dynamische Kontraste (Intro vs. Main-Riff, siehe auch das verlinkte Video zu „Ramble On“) und ein ganz gewaltiges Maß an Improvisationstalent ein, hat man es auch schon. Nichts einfacher, als das, oder?
Die Gitarren: Von der Telecaster zur Les-Paul
Wer wäre ich, wenn ich nicht zuerst über die wirklich legendären Gitarren im Gear von Jimmy Pagesprechen würde? Als einer der wenigen, der sich nicht auf eine Kategorie oder Hersteller festlegen lässt (Gibson oder Fender spielt bei ihm wahrlich keine Rolle), macht diese Betrachtung so richtig Spaß und Lust auf mehr (GAS, here we go again).
Fender Telecaster „Dragon“
Die Geschichte beginnt mit einem Geschenk: Jeff Beck überreichte Page 1966 die Fender Telecaster, die Jimmy später liebevoll bemalte und „Dragon“ nannte. Die ganze Geschichte lässt sich bei Fender nachlesen: Dragon Slayer: The magical mystery of Jimmy Page’s painted Telecaster
Diese Gitarre spielte dann auch die Hauptrolle auf „Led Zeppelin I“ – also auf Songs wie Good Times Bad Times, Dazed and Confused und Communication Breakdown. Auch das legendäre Solo in Stairway to heaven kommt aus der Tele.
Die Dragon hat alles, was einen typische Telecaster ausmacht: Klassische Singlecoils, Eschekorpus, Ahornhals – also alles, was man für glasklare, aber bissige Töne braucht.
Und auch, wenn die echte Dragon durch die Wirren des Rockstar-Daseins nicht mehr existiert: Fender hat alles daran gesetzt, die Legende am Leben zu halten. Über den Paintjob kann man sicher streiten, über den Sound, der auf dem ersten Zeppelin Album zu hören ist, wohl weniger.
Gibson Les Paul Standard 1959 „Number One“
Kaum ein Gitarrist ist so eng mit der Les Paul verbunden wie Jimmy Page. Seine berühmte 1959er Standard, die er liebevoll Number One nannte, wurde zu seiner akustischen Signatur und ist für Interessierte derzeit im Metropolitan Museum of Art zu sehen: „Number One“
Eine 1959er Les Paul ist ja im Grunde schon spektakulär genug, das Page-Exemplar ist jedoch wahrlich nicht von der Stange: Page ließ sie von einem Techniker umbauen. Sie erhielt Push-Pull-Potis für Coil Split, Out-of-Phase-Schaltungen und sogar eine umgekehrte Polarität zwischen den Pickups, um mehr Leben ins Instrument zu bekommen.
Besonders in Kombination mit seinem Marshall-Setup definierte die Number One das, was man heute schlicht als „den Led Zeppelin Sound“ bezeichnet. Songs wie Whole Lotta Love oder Black Dog leben von diesem Klang – dicht, rau, unvergleichlich.
Eine aktuelle Signature-Variante bleibt Gibson (und Tochter Epiphone) uns derzeit schuldig — aber vielleicht kommt da ja noch was!
Gibson EDS-1275 Doubleneck

Kaum ein Instrument steht so sehr für den Live-Mythos von Jimmy Page und Led Zeppelin wie die rote Gibson EDS-1275 Doubleneck. Zwei Hälse, zwölf und sechs Saiten – und Auftritte, die in die Musikgeschichte einging.
Eingesetzt wurde sie live vor allem für „Stairway to Heaven“, aber auch für epische Live-Versionen von The Rain Song oder The Song Remains the Same.
Und: Die Doubleneck war mehr als reine Show – sie war tatsächlich funktional. Page konnte mit ihr fließend zwischen Arpeggios und Powerchords wechseln, ohne die Gitarre zu tauschen. Ihr Sound ist überraschend ausgewogen: kräftig, aber nicht überladen. In Kombination mit leichten Reverb- und Echoeffekten entstand ein Raumklang, der zusammen mit dem Gear von Jimmy Page wie gemacht war für die großen Zeppelin-Bühnen.
Wer heute nach einer erschwinglicheren Alternative sucht, wird bei der Harley Benton DC-Custom 612 Cherry fündig und kann mit den richtigen Mods anfangen, das Gear von Jimmy Page nachzubauen.
Verstärker: Britische Power mit amerikanischer Wärme

Jimmy Page war der Klangarchitekt von Led Zeppelin – und die Wahl seiner Verstärker war immer eng mit dieser Rolle verbunden. Anders als viele Zeitgenossen verließ er sich nie ausschließlich auf ein Modell, sondern nutzte im Studio eine Vielzahl von Amps, um jedem Song eine eigene klangliche Identität zu geben.
Sein Live-Sound war dagegen kompromisslos britisch: Laut, dynamisch, direkt. Seine Studio-Aufnahmen dagegen waren oft subtil, teilweise überraschend „klein“ gedacht – ein Paradebeispiel für den Satz: „Größe entsteht durch Raum, nicht durch Lautstärke.“
Supro Thunderbolt
Der unscheinbare Supro Thunderbolt gilt als heimlicher Held des ersten Led-Zeppelin-Albums. Dieser kleine 1×15“-Combo mit rund 35 Watt liefert einen rohen, schmatzenden Overdrive, den man aus Songs wie Communication Breakdown kennt.
Anders als der sonst so gern zitierte aufgerissene Marshall liefert der Supro keine Soundgewalt, sondern einen komprimierten, fokussierten Ton, der hervorragend mit den damaligen Aufnahmemethoden und dem restlichen Gear von Jimmy Page harmonierte. Übersteuert, aber kontrolliert. „Studio-Crunch“ im besten Sinne.
Viele unterschätzen bis heute, dass Led Zeppelin I fast ausschließlich mit diesem kleinen Amp eingespielt wurde – kein Halfstack, kein Fullstack. Heute bietet der Hersteller eine ganze Reihe moderner Amps mit Retrocharakter. In meinen Ohren fängt besonders der Supro 1696RT Black Magick Rev Combo den Charakter des Page-Sounds wunderbar ein — auch wenn er mit Lenny Kravitz entwickelt wurde, statt dem Gear von Jimmy Page zu entspringen.
Marshall Plexi & Hiwatt Custom 100 – Die Bühnen-Giganten
Live musste Jimmy Page einen anderen Weg gehen. Wenn man Stadien füllt, braucht man Reserven – und zwar viele. Seine Wahl fiel auf die großen Namen der britischen Amp-Kultur: Marshall Super Lead 1959 Plexi und Hiwatt Custom 100.
In dieser Konstellation bringt der Marshall das rockige Fundament, der Hiwatt dagegen die Durchsetzungskraft, die klaren Höhen und den Headroom für komplexe Dynamik. Beide Verstärker präge den Led-Zeppelin-Livesound über Jahre hinweg: wuchtig, aber niemals matschig.
Besonders in Songs wie Heartbreaker oder Whole Lotta Love hört man das Zusammenspiel der beiden Amps recht deutlich.
Effekte: Tone Bender, Echoplex & Wah – Der Sound des Mystikers
Effekte spielten bei Jimmy Page eine entscheidende Rolle, auch wenn sie nie wirklich im Zentrum standen.
Das Herzstück war der Sola Sound Tone Bender MKII Fuzz, ein germaniumbasierter Klassiker, der für diesen leicht matschigen, aber magisch organischen Zerrsound sorgte. Gerade in How Many More Timesoder Heartbreaker erkennt man sofort, wie viel Charakter in dieser alten Schaltung steckt. Heute gibt es als beste Annäherung den British Pedal Company Vintage Series OC81D Fuzz — ein geiles Teil!
Für räumliche Tiefe nutzte Page ein Maestro Echoplex EP-3 – ein analoges Band-Echo, das den Ton verlängerte, ohne ihn zu verfälschen. In Kombination mit der Les Paul entstand so dieser leicht hallige, vibrierende Ton, der in Balladen wie Since I’ve Been Loving You seine ganze Schönheit entfaltet. Mit dem Catalinbread Belle Epoch BOS kommt man heute recht nah an den Sound ran — wenn auch ohne Band!
Und natürlich darf das Vox Wah-Wah nicht fehlen. Page setzte es sparsam, aber gezielt ein – als Ausdrucksmittel, nicht als Effektorgie. Wer heute eine moderne Umsetzung sucht, ist mit dem Vox V845 Wah-Wah noch immer bestens beraten.
Wie man das Gear von Jimmy Page nachbaut
Jimmy Page klingt nie nach einem bestimmten Amp oder einer bestimmten Gitarre – und doch gibt es einige klare Konstanten in seinem Sound, die sich auch heute noch sehr gut reproduzieren lassen. Und das vielleicht sogar ohne ein Vermögen für Vintage-Equipment auszugeben oder in der Royal Albert Hallauftreten zu müssen.
Das Grundprinzip: Transparenz, Dynamik und Raum. Sein Ton lebt von der Interaktion zwischen Anschlag, Lautstärke und Raumakustik. Das kann man mit der richtigen Kombination aus Gear und Technik erstaunlich gut umsetzen.
Gitarren
Wer dem Page-Sound auf den Leib rücken will, sollte zu einer Les Paul mit klassischen Humbuckern greifen. Wichtig ist, dass die Gitarre reagiert, also auf Spielstärke und Anschlag hörbar anspringt — 50s Wiring ist ein gern gesehener Elektronik-Mod.
Als perfekte Grundlage für den Page-Paula-Sound dient natürlich eine klassische Gibson Les Paul Standard 50s in einem schönen Vintage Honey Burst. Wenn es etwas erschwinglicher sein soll, machen die „Inspired by Gibson Custom“ Modelle von Firmentochter Epiphone eine Menge Spaß.
Wer auf die früheren Zeppelin-Sounds steht, muss entsprechend zur Fender Telecaster greifen. Entweder zum Signature-Modell oder eben zur ebenfalls sehr guten Vintera-II-Variante der 60s Telecaster.
Verstärker
Im Studio nutzte Page kleine Combos, live große Halfstacks. Für den Alltag braucht es ein Zwischending – genug Headroom, aber keine übertriebene Lautstärke.
Ich persönlich mag für britische Marshall-Sounds derzeit besonders gern den Studio Vintage SV20H — eine Leihgabe, die ich wohl demnächst mal wieder abgeben sollte.
Wer etwas kleiner unterwegs sein möchte, schaut einmal beim Supro Delta King 10 Combo — viel näher (und günstiger) kommt man derzeit nicht an einen klassischen Supro-Combo-Sound.
Wichtig ist, den gewählten Amp so einzustellen, dass er kurz vor der Sättigung arbeitet. Also Gain auf etwa 6, Volume nach Geschmack und dann mal schauen. Die restliche Verzerrung kommt über die Anschlagdynamik oder – wenn nötig – ein leichtes Fuzz.
Effekte
Apropos Fuzz: Das oben bereits angesprochene British Pedal Company Vintage Series OC81D Fuzz ist ein total geiles Teil, mit etwas über 230,- € allerdings auch nicht grad günstig. Wer was günstigeres sucht, macht mit dem Electro Harmonix Bender Royale Fuzz Black ebenfalls alles richtig.
Schmeißt man dann noch ein schönes Echo (z.B. Catalinbread Belle Epoch und ein Vox Wah aufs Board, passt alles.
Fazit

Das Gear von Jimmy Page war schon immer Grundlage seines Sounds — nie luxuriös, immer funktional und Mittel zum Zweck, um Songs zum Leben zu erwecken. Telecaster, Les Paul, Supro, Hiwatt und Marshall sind die Bausteine, aber das Fundament ist die Technik, der Erfindergeist und das schiere Genie.
Und sollten die Erfinder der Zeitmaschine hier mitlesen: Es gab eine Zeit, in der Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und John Bonham zusammen in einer Band gespielt und live aufgetreten sind. Bringt. Mich. Da. Hin.
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