Stereo für Gitarristen? So machst du’s richtig
Sind mehr Kanäle wirklich besser?
Neulich hatte ich ein neues Effektpedal zum Testen auf dem Tisch – natürlich mit Stereo-Ausgängen. Ein Delay, das so gigantisch klang, dass ich sofort dachte: „Okay, jetzt wird’s Zeit, mein Pedalboard auf Stereo umzurüsten.“ Gesagt, getan – umbauen, verkabeln, Amps aufstellen … und dann schnell merken: Die Schwierigkeiten fangen jetzt erst an. Stereo für Gitarristen ist Thema genug für mich, diesen Artikel zu basteln!
Stereo für Gitarristen – Inhalt
Was im Homestudio einigermaßen beherrschbar ist, bring beim Soundcheck im Proberaum schon das erste Problem: Der herrliche Ping-Pong-Effekt klang aus den Studiomonitoren perfekt, aber in der kleinen Proberaum-Session am Wochenende kam nur in der Mitte wirklich was an. Links und rechts vom Sweet Spot hörte man lediglich eine traurige Hälfte des Effekts…
Und genau darum geht es in diesem Artikel: Nur weil ein Pedal Stereo kann, heißt das nicht, dass man sofort ein komplettes Stereo-Setup bauen sollte. Stereo für Gitarristen ist toll, keine Frage. Aber eben nur unter den richtigen Bedingungen. Hier berichte ich von meinen Erfahrungen. Wann sich der Aufwand lohnt, wie ein Stereo-Pedalboard richtig verkabelt wird und wie ihr die häufigsten Probleme beim Upgrade auf Stereo für Gitarristen vermeiden könnt. Aber, lasst uns am Anfang beginnen.
Was bedeuten eigentlich Mono und Stereo für Gitarristen?

In der Praxis ist Mono die Standardlösung für Gitarristen: Ein Ausgang, ein Signal, überall derselbe Klang. Kabel rein und fertig. Viele legendäre Gitarrensounds wurden in Mono aufgenommen, live gespielt und auch heute noch genau so gehört — Beatles Fans können jetzt über das Für und Wider streiten. Kurz gesagt: Mono funktioniert – und zwar zuverlässig.
Stereo für Gitarristen hingegen ist wie die Deluxe-Variante: Zwei Ausgänge, zwei Kanäle, zwei Signale, die im Panorama verteilt werden. Damit lässt sich etwa ein Delay so einstellen, dass es zwischen links und rechts hin- und herwandert, oder ein Chorus, das jeder Seite leicht unterschiedliche Modulationen überträgt. Das war auch mein Weg in den Stereo-Kaninchenbau …


Vor- und Nachteile von Mono-Setups
Ich habe die meiste Zeit meines Musikerlebens Mono gespielt (und werde es auch in Zukunft tun). Es war nie wirklich Thema – man steckt ein, es kommt Sound, fertig.
Vorteil Nummer eins: Weniger Kabel, weniger Stress. Gerade wenn man abends noch selbst abbauen muss, ist es Gold wert, nur ein Kabel vom Board zum Amp zu ziehen. Zweitens: Kosten. Ein zweiter Amp oder ein weiterer Kanal kostet allerdings nicht nur Geld, sondern auch Nerven.
Der größte Nachteil? Ich kommt nicht auf diese riesige räumliche Tiefe, die ein gutes Stereo-Setup erzeugen kann. Wenn ich zum Beispiel ein Shimmer-Reverb spiele, klingt es in Mono einfach „enger“, in Ermangelung eines besseren Wortes.
Vor- und Nachteile von Stereo-Setups
Mein erster Versuch mit Stereo war gleichzeitig cool und frustrierend. Cool,, weil ein Ping-Pong-Delay in Stereo wirklich klingt, als ob der Sound sich im Raum bewegt. Frustrierend, weil ich im Proberaum merkte: In einem Setting mit Mono-PA ist das alles für die Katz.
Stereo hat unbestreitbare Stärken: Breite, Tiefe, Detail – perfekt für Ambient, Prog-Rock, experimentelle Musik.
Viele Stereo-Effekte – vor allem Chorus, Leslie-Simulationen oder Double-Tracking – können Probleme verursachen, wenn das Signal am Ende in Mono summiert wird (z. B. über eine Mono-PA oder bei Livestreams). Teile des Sounds können sich gegenseitig auslöschen und dumpf oder dünn klingen. Das ist ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung pro oder contra Stereo.
Historisch betrachtet entstanden viele der berühmten Stereo-Sounds im Studio oder auf perfekt abgestimmten Großbühnen mit eigenem Monitoring-Team. Kein Wunder, dass der Effekt dort so viel besser wirkt als im stickigen Proberaum. Beispiele? Gern!
1. The Edge (U2)
Als U2 Ende der 80er an „Where the Streets Have No Name“ arbeiteten, hatte The Edge die Idee, ein Delay so einzustellen, dass es zwischen links und rechts hin- und herläuft – exakt im Songtempo. Live klang das wie ein ganzes Gitarrenorchester, das den Raum füllte. Das Besondere: Selbst in riesigen Stadien funktionierte es, weil die PA perfekt auf Stereo ausgerichtet war und die Fans mitten im Sweet Spot standen.
2. David Gilmour (Pink Floyd)
Bei den „Shine On You Crazy Diamond“-Liveshows nutzte Gilmour ein Stereo-Setup, bei dem leichte Modulationen und Delay-Wiederholungen über zwei Hiwatt-Amps liefen. Das Ergebnis war ein schwebender, fast dreidimensionaler Sound, der im Stadion förmlich über den Köpfen der Zuschauer kreiste. Im Studio konnte man diesen Effekt noch feiner abstimmen – ein Paradebeispiel dafür, wie Stereo im richtigen Kontext Gänsehaut erzeugt.
3. Eddie Van Halen
Van Halen war einer der ersten Gitarristen, die konsequent auf ein Wet/Dry/Wet-Setup setzten: Ein Amp in der Mitte brachte den trockenen Gitarrenton, links und rechts liefen nur die Effekte aus einem Stereo-Rack. Das sorgte dafür, dass sein Grundsound immer druckvoll blieb, während Delays und Reverbs den Raum füllten. Besonders bei Songs wie „Cathedral“ war dieser Aufbau ein entscheidender Teil seines Live-Sounds.
Stereo für Gitarristen: Pedalboard verkabeln – Grundlagen

Ob Mono oder Stereo – der Signalfluss ist entscheidend. Ich habe mein Board schon zigmal neu verkabelt, und jedes Mal lerne ich etwas dazu, soviel steht fest.
Ein klassischer Mono-Weg sieht so aus:
Gitarre → Tuner → Gain-Stufen → Modulation → Delay → Reverb → Amp
Das ist übersichtlich und funktioniert (fast) immer.
Für Stereo geht man anfangs genauso vor, bis man zu einem Pedal mit Stereo-Ausgang kommt – meist Delay oder Reverb. Ab da trennen sich die Wege der beiden Seiten, die dann irgendwann in zwei Amps oder Kanäle münden.
Mein Tipp: Splitte so spät wie möglich – das hält das Signal sauber.
Buffer und Impedanz
Längere Kabelstrecken saugen Höhen weg. Bei Stereo besteht diese Gefahr gleich doppelt. Buffer sind der beste Weg, diesem Problem zu begegnen:
- Erster Buffer: Möglichst früh im Signalweg, direkt nach der Gitarre, wenn kein True-Bypass-Tuner vorhanden ist.
- Zweiter Buffer: Kurz vor dem Amp bzw. den Amps, um lange Kabelstrecken auszugleichen.
Stromversorgung
Ein häufiger Brummfaktor bei Stereo-Rigs: nicht galvanisch isolierte Ausgänge am Netzteil.
Verwenden sollte man also dringend Netzteile mit getrennten, galvanisch isolierten Ausgängen für die Signalwege wie beim Truetone 1 Spot Pro CS12 – besonders bei empfindlichen analogen Effekten und digitaler Stereo-Hardware. Infos dazu finden sich auch in meinem Artikel zum Thema Stromversorgung: Stromversorgung fürs Pedalboard
Ground Loops
Der Klassiker unter den Störgeräuschen bei Stereo für Gitarristen sind Ground Loops zwischen zwei Amps. Wenn’s brummt, ist oft nicht der Strom schuld, sondern die Masseverbindung. DI-Boxen mit Ground-Lift sind da echte Lebensretter.
Mono oder Stereo? Meine Entscheidungshilfe
Meine Faustregel: Wenn du nicht im Studio bist oder auf einer technisch perfekt ausgerüsteten Bühne mit eigenem FOH-Mann spielst – bleib bei Mono. Da letzteres bei mir leider nur selten vorkommt (nie), bleibt das Homestudio.
Im Studio kann Stereo seine volle Stärke entfalten, live ist es oft eine Wette auf die Technik und den Raum.
Bei der Entscheidung kommt es also darauf an, ob Technik und Wissen ausreichen, um Stereo für Gitarristen umzusetzen, ob der Effekt beim Publikum ankommt und ob er den Song an sich überhaupt passt.
Und sein wir mal komplett ehrlich: Meist ist Mono die bessere Wahl. Oder? Andere Meinungen kommen bitte in die Kommentare — ich bin sehr gespannt!
Fazit

Stereo für Gitarristen kann magisch sein – aber nur unter den richtigen Bedingungen. Mein Ping-Pong-Delay-Test hat mir gezeigt: Der Sound kann noch so beeindruckend sein, wenn er nicht beim Hörer ankommt, ist der Aufwand vergebens (wichtig: nicht „umsonst“).
Mono ist nicht langweilig – es ist verlässlich. Stereo ist Luxus, den man genießen sollte, wenn er Sinn macht und funktioniert. Vielleicht bin ich altmodisch, technisch nicht begabt genug oder meine Musik ist zu simpel. Aber mein kurzer Ausflug in die Welt von Stereo für Gitarristen hat mir gezeigt, dass ich live bei Mono bleiben werde. Aber egal, wie eure Entscheidung auch ausfällt: Am Ende zählt der Sound! Ich freue ich auf eure Kommentare! Habe ich Stereo falsch verstanden? Die falschen Use-Cases? Los, kommt schon: Befeuert mein GAS!
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Eine Antwort zu “Stereo für Gitarristen? So machst du’s richtig”
Ein sehr schöner Artikel!
Vielen Dank 🙏
Ich möchte als FOH Engineer anmerken, dass ich in den letzten 10 Jahren keinen einzigen Mix Stereo über eine PA gefahren habe.
Und ich weiß, dass das die meisten meiner Kollegen ebenfalls nicht tun.
Nur so als Gedanke zum Thema MonoAlwaysWorks… 😉