Nicht-Pop Synth-Pop bis 2025
Melodisch, Anders, Nicht aus den 80-90ern, Synth-Pop!
Angstpop, kein Pop, Nicht-Pop – eins zwei drei vier! Was in den frühen Achtzigern ging, geht auch heute. Natürlich nicht mit Stahlschlägen und Synthesizern, denn das war „damals“ neu. Was gibt es heute und ist zumindest spannend und anders?
Heute ist Musiktag. Du weisst es nur noch nicht. Wir reden so viel über Equipment – heute gibt es einfach nur Musik. Was wir suchen, enthält dieses Mal tatsächlich gar keine Techno-Elemente, versucht sich nicht anzupassen und ist trotzdem da. Synth-Pop ist vielfältig.
Nicht-Pop Synth-Pop

Marina Herlop – AvantPop
Marina Herlop ist eine Performerin aus Spanien. Ihr wirklicher Name ist natürlich Hernandez Lopez. Deshalb schauen wir auch direkt bei der Musik nach. Ihre Performance hat immer einen besonderen Touch, kommt einem spanisch vor. Die Texte sind teilweise in einer fiktiven Sprache und erinnert vielleicht dadurch an „irgendwas“ aus diesem Raum. Dennoch sind ihre Gesangslinien anders, nicht selten mit ungewöhnlichen Intervallen versehen.
Musik aus einem anderen Land. Die Elektronik ist nicht „laut“ und zu sehen, aber allein der Ansatz ihrer Musik hat, ähnlich wie Holly Herndon, einen eher künstlerischen Ansatz. Etwas Akademisches schwingt mit, was vielerorts gern als „avantgardistisch“ beschrieben wird. Es ist Nicht-Pop, aber auch nicht NichtPop.
Arpeggios, Pitch Bends und Field-Recording-Geräusche. Live spielt sie meist einfache Melodien und nutzt ein Drumpad, um diverse Samples und Sounds zu triggern oder mit Sticks zu spielen. In einer normalen Welt, wäre sie längst ganz vorn. Einige Klänge sind sogar herrlich sperrig, aber genau das ist mit der offensichtlich ausgebildeten Stimme interessant. Nichts zum Mitklatschen! Danke, Marina!
Es gibt sogar ein Video mit und von Arturia, in dem sie „Al Hambra“ spielt. Einer ihrer Texte, die wirklich auf Spanisch verfasst wurden.
Joy Electric: 2000er Mehr-Synthpop als Nicht-Pop
In Teilen erinnert Joy Electric an Erasure. Es ist alles aus Plastik, vorsichtig, zerbrechlich. Aber eins ist es auf jeden Fall – melodisch bis unters Dach. Ronnie Martin benutzt jede Menge analoge und bewusst altertümliche Sound-Ästhetik. Eigentlich dachten viele, dass rund um La Roux und Electro Clash kaum noch etwas in dieser Richtung zu finden sei. Doch. Und auch wenn es nicht mehr ganz neu ist, es rundet und erdet. Es wäre Pop, wenn es denn früher passiert wäre. Und dennoch ist es entstanden. In den USA! Das Land, in dem eigentlich solche Musik so gar nicht gemacht wird? So ist es.
Söhnlein Brillant – Synth-Pop 2022
Dieser Act ist mir live begegnet. Das war 2016, als ihr Album noch nicht zu kaufen war. Ein Duo, kurz vor Fertigstellung des Albums. Als Vorprogramm zu Nite Jewel boten sie eine moderne Version von Synth-Pop und hätten eine sehr schöne Karriere machen müssen und können. Leider hat sich diese Formation auch nach dem gleichnamigen Album wieder aufgelöst. Das Release wurde 2022 in die Tat umgesetzt und gerade trotzdem kann und darf man es sich anhören. Auch hier ist der Gesang tragend und einfach schön. Hier ist es wirklich Synth-Pop und nicht einfach Nicht-Pop.
Lucrecia Dalt – Von Nicht-Pop zu Synth-Pop
Lucrecia Dalt ist ein Chamäleon. Einige Zeit spielte sie eher in der Avant–Pop-Ecke, mit einer wahnsinnig guten Show. Zumindest für Nerds. Sie sitzt, wie bei einem Verhör eines Außerirdischen und auch ein bisschen wie eine Alien-Richterin mit wenig Licht, aber dennoch sichtbar vor dir, und nutzt minimale modulare Ansätze. Dazu Gesang, Sprache. Das war sicher fast das Gegenstück zu ihrem noch vergleichsweise neuen Song „Cosa rara„. Der Text stammt von David Sylvian, dem Japan-Mastermind. Vor den hier gezeigten war sie im Bereich Field Recording & Effekte live unterwegs, dazwischen wurde sie melodischer. Wir werden noch weiter von ihr hören.
Danke für’s reinhören. Was hast du kürzlich gesehen, wieder ausgekramt und vielleicht nicht weitergegeben, weil es nicht immer total passt wie, sagen wir mal – Radiohead oder Depeche Mode? Freue mich über Nicht-Pop, Indie-Pop, Synth-Pop, Melodien und verrücktes Zeug.
Und hier zum Abschluss etwas, was nicht crazy ist, aber irgendwie schön – wirkt wie gerade gemacht. Erinnert an Imogen Heap: After Louise.