FM3 vs. Quad Cortex vs. Darkglass Anagram – Highlights der Woche
Spoiler! Die Highlights der Woche drehen sich diesmal nur um ein Thema: Fractal FM3 vs. Neural DSP Quad Cortex vs. Darkglass Anagram. Der Gear verrückte Autor Stephan ist dem Reiz des digitalen Modelings endgültig verfallen – und sein Geldbeutel fleht bereits um Gnade.
Fractal FM3 vs Quad Cortex vs. Darkglass Anagram
Das kann doch nicht wahr sein! Erst im Januar bin ich – rein aus Performance-Gründen – vom Fractal FM3 auf das Quad Cortex umgestiegen. Und nun bringt ausgerechnet Darkglass mit dem Anagram ein Multieffektgerät heraus, das es faustdick hinter den Ohren hat – und mir als Bassist komplett den Kopf verdreht. Aber von vorn:
Rund zwei Jahre lang war ich mit dem Sound meines kleinen Fractals nach vielen Anpassungen überaus zufrieden. Die Algorithmen klingen wirklich großartig! Doch es gab zwei Haken: Ich hatte die erste Generation des FM3 – und die macht bei rund 80 % Systemauslastung gelegentlich schlapp. (Ganz ehrlich: Warum legt man eine Skala von 1 bis 100 fest, wenn schon bei 80 Schluss ist?) Und dann wäre da noch der Umgang mit uns Bassisten: Während Gitarristen bei jedem Update mit weiteren Amp- und Pedal-Variationen überhäuft werden, fehlen für Bassisten weiterhin grundlegende Effekte und Verstärker (z. B. Sansamp, Gallien-Krueger, Aguilar, Acoustic, Woolly Mammoth, Brassmaster, OC-2, Noble DI und viele mehr). Als Tieftöner ist man ständig zum Umdenken gezwungen und Gitarren-Blöcke zu verwenden.


Vom FM3 zum Quad Cortex
Also habe ich mich nach langem Zögern doch hinreißen lassen und das vielgelobte Neural DSP Quad Cortex gekauft. Und siehe da: Power ohne Ende! Endlich! Und die Menüführung – top! Da können sich viele andere Hersteller eine Scheibe abschneiden.
Allerdings: Das mitgelieferte Netzteil wirkt billig und wacklig – ein klarer Minuspunkt. Auch die Captures haben mich nicht restlos überzeugt, vor allem bei meinen Fuzz-Pedalen, die typische gated Sounds liefern und sich nur schwer abbilden lassen. Zudem laufen meine Lieblings-Plugins (Cory Wong und Parallax) auch Monate nach Ankündigung immer noch nicht nativ auf dem QC. Trotzdem war ich insgesamt zufrieden – der erste Live-Gig damit lief gut und eines Tages wird es die Plugins endlich geben.

Darkglass Anagram
Gerade als ich mich mit dem QC angefreundet hatte, klopft Darkglass an meine Brieftasche. Ein leistungsstarkes Multieffektgerät speziell für Bassisten, Open Source, kompatibel mit Drittanbieter-Plugins und in einem richtig pedalboardfreundlichen Format? Mein Interesse war sofort geweckt.
Und dann unterstützt es auch noch diese neue, kostenlose Capture-Technologie, die vor wenigen Jahren mächtig für Furore sorgte: Neural Amp Modeling. Nach einem einstündigen, sehr informativen In Deep Dive-Video war mir klar: Ich will das Gerät unbedingt haben! Bluetooth-Anbindung und Audiointerface-Funktion sollen bald nachgereicht werden.
Erste Erfahrungen mit dem Darkglass Anagram
Ich habe die ersten Tage mit dem Anagram verbracht und bin wirklich begeistert! Von allen drei getesteten Geräten (FM3 vs Quad Cortex vs Anagram) liefert es die besten Oktaver – ganze drei Stück stehen zur Auswahl. Der Insert (Send/Return) ist hervorragend umgesetzt: Kein Ploppen oder Aussetzer beim Ein- oder Ausschalten. Das Signal wird weich überblendet – genial! Die Bedienung ist intuitiv, der Noise-Pegel sehr gering und die Leistung überzeugt. Es gibt ein paar kleinere Bugs – aber das ist heutzutage leider fast schon normal. Einziger echter Wunsch: Ich würde gerne die Fußtaster genauso flexibel belegen wie beim FM3.
Und das Highlight: Ich habe mich mit den NAM Captures beschäftigt und die Umsetzung an meinem oben erwähnten Fuzz-Pedal getestet, an dem das QC gescheitert war. Was soll ich sagen? Mit meinem passiven Preci und nur wenigen Abstrichen war der Sound zu 95 % identisch. Wahnsinn! Wenn ich jetzt auch noch meine REDDI und Noble genauso gut einfangen kann, war der finanzielle Verlust durch den heftigen Gerätewechsel in kurzer Zeit definitiv kein Fehler. Zumal das Anagram so viel besser auf ein Pedalboard passt.
Empfehlung für Gitarristen und Bassisten
FM3 vs Quad Cortex vs Anagram. Was ist nun das richtige Gerät für wen? Natürlich hängt das ganz von euren Bedürfnissen ab.
Für Bassisten: Trotz des guten Klangs würde ich vom FM3 abraten – das Anagram bietet deutlich mehr Auswahl und die Bedienung am Gerät ist viel intuitiver. Wer es günstiger möchte, sollte beim bewährten Helix Stomp bleiben. Das bietet nach wie vor die größte Auswahl an Bass-spezifischen Algorithmen und schont vergleichsweise den Geldbeutel. Allerdings spricht für das FM3, dass es einen sehr guten Stromanschluss und sehr flexibel zuweisbare Fußtaster hat, mit denen ich stets 6 Funktionen ansteuern konnte. Da fehlt bei Line6 und Darkglass und führt dazu, dass ihr im Zweifel mehr Patches verwenden müsst.
Für Gitarristen ist die Entscheidung schwieriger: Die Fractal-Geräte klingen meiner Meinung nach besser als das QC – vor allem bei stock Amps und Pedals. Doch das FM3 ist manchen möglicherweise nicht leistungsstark genug (z. B. jeweils nur ein Block für Amp, Cab und Reverb), während das deutlich kräftigere FM9 recht teuer ist. Das Quad Cortex bietet enorm viel Power (parallele Amps und Cabs sind absolut kein Problem) und eine deutlich bessere Menüführung. Auch ist es mit seinem großen Display sehr gut für komplexe Signalketten geeignet. Für Gitarristen gibt es außerdem viele exzellente Plugins, die die Soundqualität nochmal deutlich steigern.
Ein Kritikpunkt bleibt: Das Netzteil des QC ist einfach schlecht. Schaut euch lieber Alternativen von Cioks oder MyVolts an, wenn ihr damit täglich auf der Bühne steht. Auch stehen die Fußtaster eher schmal beieinander.
Tipp: Aktuell gibt es 50 % Rabatt auf die Neural DSP Plugins. Ich habe das Cory Wong und die Nameless Suite kurz getestet – beide klangen richtig gut. Über das Gojira-Plugin habe ich auch nur Positives gehört. Damit sollte für fast jeden etwas dabei sein.
Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen weiterhelfen – und wünsche ein angenehmes Wochenende!
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