Das Gear von Bruce Springsteen: Die besten Gitarristen aller Zeiten
Was der Boss auf der Bühne spielt
Wenn es um amerikanischen Rock geht, führt an Bruce Springsteen kein Weg vorbei. Der „Boss“ hat seit den frühen 1970ern nicht nur eine Karriere hingelegt, die bis heute ganze Stadien füllt, sondern er verkörpert wie kaum ein anderer die Verbindung von Authentizität und purer Energie. Dabei ist sein Gitarrenspiel vielleicht nicht virtuos im klassischen Sinne, aber es ist ehrlich, kompromisslos und durchdrungen von einer musikalischen Haltung, die Millionen inspiriert hat. Außerdem ist „The River“ für mich der beste Song, der jemals geschrieben wurde. Gründe genug also, das Gear von Bruce Springsteen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Das Gear von Bruce Springsteen: Inhalt
Wer Bruce Springsteen live erlebt hat, kennt das Bild: Der Boss steht mit seiner legendären Telecaster/Esquire-Hybridgitarre auf der Bühne, spielt Akkorde mit maximalem Nachdruck und singt Geschichten über Arbeiter, Außenseiter und Träumer. Sein Sound (und der der legendären E-Street Band) ist so untrennbar mit seiner Persönlichkeit und Bühnenpräsenz verbunden, dass man kaum unterscheiden kann, wo der Musiker aufhört und der Mythos beginnt.
Geboren 1949 in Freehold, New Jersey, wuchs Springsteen in einfachen Verhältnissen auf. Schon früh zog es ihn zur Gitarre, inspiriert durch Elvis Presley und später Bob Dylan. Mit 22 Jahren veröffentlichte er sein Debütalbum Greetings from Asbury Park, N.J. – ein Mix aus Folk, Rock und poetischen Texten.
Doch erst mit „Born to Run“ (1975) begann die Karriere, endlich Fahrt aufzunehmen: Die Songs wurden größer, energiegeladene Shows und ein Sound, der die Brücke zwischen Rock’n’Roll-Tradition und moderner Stadionmusik schlug, machten den Rest.
Born to Run
Die Karriere von Bruce umfasst mittlerweile mehr als fünf Jahrzehnte, unzählige Preise (darunter 20 Grammys) und eine der treuesten Fangemeinden der Welt. Doch was für uns Gear-Freunde besonders spannend ist: Das Gear von Bruce Springsteen ist in all dieser Zeit kaum verändert worden. Es gibt da keine Racks voller Boutique-Pedale oder sieben Dutzend Signature-Modelle. Denn wie so wie bei einigen anderen Größen des Business auch, zeigt auch das Gear von Bruce Springsteen, dass man all das nicht braucht, um unverwechselbar zu klingen – eine Gitarre, ein Amp und absolute Hingabe genügen. Und natürlich die Fähigkeit, auch mit über 70 noch dreieinhalb Stunden live zu spielen.
Und auch wenn es hier um das Gear von Bruce Springsteen gehen soll: Als erstes möchte ich ein wenig über seinen Stil und die Besonderheiten seines Spiels sprechen.
Bruce Springsteens Spielstil

Bruce Springsteen ist in erster Linie ein Rhythmusgitarrist – und darin einer der besten. Sein Spiel ist hart, direkt und in beinahe allen Situationen perkussiv. Akkorde bilden nicht bloß ein harmonisches Fundament, sondern sind Antriebskraft. Gerade live in der E-Street Band wirkt er wie ein Motor, der die Songs nach vorne peitscht — klassisch eher die Aufgabe des Drummers. Aber so ist’s cooler.
Einflüsse: Folk trifft Rock’n’Roll
Musikalisch bewegt sich Bruce Springsteen, gemeinsam mit der E-Street Band, seit jeher zwischen Folk, Country, Soul und klassischem Rock.
Die Gitarrenarbeit reflektiert diese Vielfalt recht anschaulich: einfache Folk-Strummings wechseln sich ab mit bluesigen Licks oder kernigen Rock-Riffs. Dabei verzichtet er weitgehend auf filigrane Soli – sein Fokus liegt auf Stimmung, Energie und Songdienlichkeit. „Songdienlichkeit“ ist übrigens mein neues Lieblingswort.
Ausdruck durch Minimalismus
Springsteens Stärke liegt nicht in Geschwindigkeit oder Virtuosität, sondern in Authentizität — eine weitere Parallele zum Gear von Angus Young macht sich bemerkbar… ob da ein Muster zu erkennen ist?
Klar, wir sprechen über die besten Gitarristen aller Zeiten. Daher muss ehrlich zugegeben werde: Bruce Springsteen spielt oft einfache Parts, es fehlt die Virtuosität eines Eric Johnson. Doch spielt er mit einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Besonders auf Alben wie Darkness on the Edge of Town oder dem düsteren Nebraska zeigt sich, wie viel Kraft und Ausdruck in einem reduzierten, schnörkellosen Gitarrensound stecken kann.
Das Gear von Bruce Springsteen: Gitarren

Es gibt wohl kein Instrument, das so stark mit Bruce Springsteen verbunden ist, wie die legendäre Telecaster/Esquire-Hybridgitarre. Dieses legendäre Instrument ist nicht nur ein Werkzeug, sondern längst ein Symbol seiner gesamten Karriere. Doch im Gear von Bruce Springsteen gibt es noch ein paar weitere Highlights — wir schauen auf die Gitarren in seinem Ensemble.
Die „Frankenstein“-Telecaster/Esquire
Springsteens Hauptgitarre ist ein kurioses Hybridmodell: Im Kern eine Fender Esquire von Anfang der 1950er, ausgestattet mit dem Hals einer Telecaster. Im Laufe der Jahre wurde sie mehrfach modifiziert, repariert und neu verschraubt. Trotzdem – oder gerade deshalb – blieb sie immer an seiner Seite.
Ihr Look dürfte bereits Vorbild für eine ganze Armee an DIY-Gitarrenprojekten sein: abgenutzt, voller Kerben, Spuren von unzähligen Touren. So geht Aging. Der Sound der Gitarre ist so, wie man es erwarten würde: knackig, roh und durchsetzungsstark. Springsteen nutzte sie bis heute bei fast allen ikonischen Aufnahmen und sie ist bis heute das visuelle Aushängeschild jeder Show. Wie viele Replikas bereits hergestellt wurden, ist derweil noch gut gehütetes Geheimnis. Nur eines dürfte klar sein: Eine Wertanlage wäre das Teil allemal.
Takamine Akustikgitarren und andere Randnotizen
Auch wenn die „Frankenstein“-Tele im Mittelpunkt steht, greift Bruce Springsteen hin und wieder zu anderen Gitarren:
- Fender Stratocaster: Vor allem in den 1980ern auf der Born in the U.S.A.-Tour zu sehen.
- Gibson Les Paul: Für fettere, sustainreichere Sounds, eher im Studio als live.
- Takamine Akustikgitarren: Klar, kein Springsteen-Konzert ohne reichlich Akustikgitarren. Dabei spielen die Instrumente aus japanischer Fertigung aufgrund des herausragenden Tonabnehmer-Designs eine Sonderrolle ein. Besonders die Takamine EF341SC ist eng mit seinen Live-Auftritten verbunden.
Gitarren als Symbol
Bei Springsteen ist die Gitarre mehr als ein Instrument – sie ist ein Markenzeichen. Besonders die Tele/Esquire hat eine ikonische Wirkung, vergleichbar mit Angus Youngs SG oder B.B. Kings „Lucille“. Wer ein Bild von Springsteen mit dieser Gitarre sieht, weiß sofort: Das ist der Boss.
Amps von Bruce Springsteen
Springsteens Gitarrensound ist direkt, laut und unverfälscht – und genau das spiegeln auch seine Amps wider. Bruce ist kein Gitarrist, der Amps bis ins Detail tweakt oder exotische Boutique-Modelle ausprobiert. Sein Motto ist simpel: robuste, zuverlässige Röhrenverstärker, die seinen Rhythmusgitarren-Sound ohne Schnörkel transportieren.
Das Ergebnis: Ein Ton, der sich perfekt in die E-Street Band einfügt, druckvoll, aber nicht dominant, und der seine Rolle als Sänger und Bandleader ideal unterstützt.
Fender-Amps
Viel ist nicht bekannt über die Amps, die im Gepäck der E-Street Band mitreisen. Doch Fender trägt einen besondere Anteil am Klang von Bruce Springsteen. Besonders bekannt sind der Fender Bassman und der Twin Reverb, die ihm den nötigen Clean Headroom liefern, ohne den knackigen Tele-Sound zu verfärben.
Matchless DC-30 und andere Ergänzungen
Gelegentlich tauchten auch Matchless-Amps in seinem Setup auf, etwa für etwas rockigere Passagen oder größere Stadionshows, bei denen mehr Durchsetzungskraft gefragt war (zum Beispiel beim obigen Auftritt mit Chuck Berry). Doch der Hauptanteil des Gear von Bruce Springsteen blieb immer klar von Fender geprägt.
Effekte von Bruce Springsteen

Wer sich mit dem Gear von Bruce Springsteen auseinandersetzt und den Live-Sound anhört, merkt sofort: Platzmangel auf dem Pedalboard gibt es hier nicht. Der Boss ist ein Purist – seine Energie entsteht durch Spielweise, Gitarre und Amp, nicht durch ein volles Pedalboard…vielleicht müsste ich das mal testen…
Minimalismus als Prinzip
Über Jahrzehnte hinweg sah man bei Springsteen kaum Pedale auf der Bühne. Sein Sound ist so klar und direkt, dass zusätzliche Effekte fast überflüssig wirken. Dennoch nutzt er punktuell ein paar Werkzeuge, wenn es der Song erfordert.
Typische Effekte im Einsatz
- Overdrive/Boost: Um den Amp leicht anzuschieben und in den Sweet Spot zu bringen, kommen gelegentlich einfache Overdrive-Pedale wie das MXR Distortion+ zum Einsatz. Simpel, geradeheraus, mächtig.
- Modulation: Nur selten genutzt, vor allem in den späten 80ern/90ern, als er mit moderneren Sounds experimentierte. Was laut Equiboard jedoch nicht fehlen darf, ist der Boss BF-3 Flanger.
Alles in allem bleibt Springsteen seiner Linie treu: wenig Technik, viel Energie.
Das Gear von Bruce Springsteen: Einfluss und Vermächtnis
Bruce Springsteen gehört zu den Musikern, die aus der moderneren Musikgeschichte nicht mehr wegzudenken sind. Für uns Gitarristen dient er als Paradebeispiel dafür, dass man keinen technischen Überfluss braucht, um unsterblich zu werden. Ich bin mir sicher, dass viele von euch Bruce nicht auf einer Liste der besten Gitarristen aller Zeiten vermutet hätten. Aber mal ganz ehrlich: Über 50 Jahre hinweg liefert das Gear von Bruce Springsteen mehr Ausdruck, Haltung und Authentizität, als man es sich vorstellen kann. Seine Gitarrenarbeit und sein Equipment sind Teil dieses Vermächtnisses. Und er ist in meinen Augen (Ohren) der beste Songwriter, der jemals mit einer Tele auf der Bühne stand. Das reicht mir, um ihn in dieser Artikelreihe mit aufzuführen.
Übrigens: Wer mehr zur Karriere und Leben von Bruce Springsteen erfahren möchte, dem sei das Buch „Born to Run“ empfohlen — ehrlich, es lohnt sich!
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4 Antworten zu “Das Gear von Bruce Springsteen: Die besten Gitarristen aller Zeiten”
Manchmal habe ich wirklich den Eindruck, die Liste der „besten Gitarristen“ scheint, wie die der Primzahlen, endlos.
Aber auch gefühlt 90% des Nachwuchses, die mit einer Klampfe um die Ecke kommen, sind schon mal mindestens „Saitenzauberer“
und jeder zweite direkt „Ausnahmegitarrist“.
Das ist beileibe kein Phänomen nur der modernen Netzwelt. Wenn ich daran denke, was den diversen „Gitarrengöttern“
meiner Generation von Musikern (!), Fans und Journalisten seinerzeit schon alles angedichtet worden ist
(und immer noch wird, bis hin zur quasi-religiösen Verklärung des Herrn Jimmy H.) ist das mitunter nicht weniger lachhaft.
Eine Nummer kleiner hier und da (allgemein, nicht nur an gearnews gerichtet) tut es m. Mn. auch (darf man natürlich gern anders sehen).
einfach nur in die Menschheit
Passt, so zusagen für uns geschaffen
Songdienlichkeit trifft es auf den Punkt. Bei Racing in the Street (Live) denkt man vielleicht zuerst an Piano, aber erst die Gitarre im Hintergrund macht den Song zum Meisterwerk.
Danke für den Artikel. War schön zu lesen. Mich hat gewundert, dass die Humbucker im Singlecoil-Format in der Tele nicht erwähnt wurden.