von claudius | Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten
Linux DAW Kolumne #5

Von WINE zum Fazit. Taugt Linux als DAW-Umgebung für mich?  ·  Quelle: Pinguin: © bluebright - Fotolia.com, Montage: gearnews

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Das war im Nachhinein doch ein wenig mehr Arbeit als ich dachte. Alles selbst ausprobieren ist nicht das Problem, sondern die Dokumentation. In den letzten beiden Teilen ging es um die DAWs und die Plugins. Es wurde sicherlich kein umfassendes Bild dargestellt, aber ich hoffe, ich konnte den einen oder anderen Leser dafür interessieren. Ich habe auch einige Zuschriften von Lesern erhalten, die gar nicht wussten, dass Linux so gut aussehen kann oder gar als Betriebssystem auf einem Level mit Windows oder OS X spielt. Das ist für mich natürlich auch schon ein riesiger Lohn. Ein kleiner Teil fehlt aber noch, um die Serie zu komplettieren: WINE.

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WINE steht für „Wine Is Not an Emulator“ – ein weiteres, wunderbares rekursives Akronym, die man so oft in der Linuxwelt antrifft. Es ist, wie der Name schon verrät, kein wirklicher Emulator, auch wenn quasi der dessen Arbeit übernimmt. Es stellt verschiedene Windows-Bibliotheken für POSIX-Betriebssysteme (Linux, BSD, Mac OS X, …) zur Verfügung. Diese können dann, grob gesagt, ganz einfach Windows-Programme und -dateiformate wie .exe installieren und nutzen. Man muss dafür keine Windows-Lizenz besitzen und auch kein Windows installieren, wie man es zum Beispiel in einer virtuellen Maschine (VM) macht. Wie ihr WINE unter eurer Distribution installiert, könnt ihr hier nachlesen. Auch wenn eure Distro nicht auftaucht, geht es in aller Regel ohne Probleme. Bei Antergos ging es auch ohne einen Fehler, obwohl es bzw. der eigentliche Unterbau Arch nicht aufgeführt ist.

Nachdem WINE installiert ist, kann man einfach wie unter Windows eine .exe Datei per Doppelklick ausführen. Allerdings gehen nicht alle Programme ganz problemlos. Die Nutzer und Entwickler von WINE haben hier eine recht umfangreiche Liste an getesteten Programmen zusammengestellt.  Man kann ganz grob sagen: Je neuer das Programm, um so weniger wahrscheinlich ist es mit WINE nutzbar. Aber Versuch macht klug.

Für mich zählt in diesem Fall aber nicht, ob MS Word, ELSTER oder Spiele funktionieren, sondern meine Haupt-DAW Reaper. Da bin ich einer der wenigen Glücklichen, bei denen WINE mit der DAW funktioniert. Cubase und Pro Tools Nutzer haben hier leider weniger Glück, denn beide DAWs setzen auf einen USB-Stick als Dongle, der wiederum auch eine eigene Software und Treiber braucht und die läuft nicht laut WineHQ. Ob es mit anderen DAWs wie Samplitude, Sonar, Live oder Bitwig funktioniert, kann ich leider nicht sagen. Aber zurück zu Reaper.

Wie alle DAWs der Windows-Welt wird die Soundkarte bzw. das Interface im günstigsten Fall von einem ASIO-Treiber des Herstellers angesprochen. Kein Hersteller der (Home)Recording-Welt baut Treiber für Linux. Die USB- oder Firewire-Audiointerfaces müssen also Class Compliant sein. Das heißt, sie benötigen keinen Treiber, um von einem Betriebssystem als Soundkarte erkannt zu werden. In der Regel sind das alle kleineren USB- und viele FW-Interfaces. Bei mir steht aktuell eine Mbox Mini von Avid. Die wird (mittlerweile) ohne Probleme von allen Testkandidaten erkannt und ist ohne Einschränkungen nutzbar.

WINE liefert keine ASIO-Treiber mit, aber wie so vieles in der Linux-Welt, kann man mit einem simplen Programm die Funktionalität nachrüsten. Es handelt sich aber nicht um die Herstellertreiber. Das Paket heißt, wer hätte es gedacht, wineasio. Das taucht allerdings nicht so einfach in den Repositories auf, welche lokal die Paketadressen im Internet gespeichert haben. Oder anders gesagt, die dem Installationsprozess sagen, unter welcher URL welches Paket abrufbar ist. Die Anleitung dazu findet ihr hier. Anschließend muss WINE in der 32 oder 64 Bit Umgebung noch mitgeteilt werden, dass er wineasio als ASIO erkennen soll. Die beiden Befehle werden im Anschluss an die wineasio Installation im Terminal mitgeteilt. Einfach kopieren und ausführen. Wenn keine bzw. negative Meldung ausgegeben wird, ist alles in Butter und es kann losgehen.

Wie gewohnt unter Linux startet man nun JACK. Ich empfehle als Einstiegsbuffer 256. Damit ist mal ungefähr bei einer Latenz von 4-5 ms, also fast ohne Verzögerung. Startet man nun die DAW bzw. Reaper, kommt die Interface-Abfrage und man stellt wie gewohnt ASIO und anschließend wineasio ein. Die Konfiguration von Ein- und Ausgängen der Soundkarte wird von JACK direkt an Reaper weitergeleitet.

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Reaper selbst hat dünne Rahmen und bedient sich erstaunlich flüssig. Erinnert optisch auf jeden Fall an die klassische Windows-Oberfläche. Mein Testprojekt ist eine alte Demoaufnahme meiner Band mit ca. 50 Spuren. Man darf in Limit-freien DAWs ja ein bisschen verschwenderischer sein. Die Performance ist erstaunlich gut. Nach vielen Schnippeleien und gefühlten 100 Effekten später ist der Mix fertig und braucht knapp 35% CPU und insgesamt 1,5 GB RAM. Sehr vertretbar. Allerdings kommen hier nur Reaper-eigene Plugins zum Einsatz. Plugins von Drittanbietern lassen sich aber auch installieren. Hier ist es aber eher Glückssache, ob die Shell richtig angezeigt wird. Manche Plugins werden auch gar nicht erst in der Liste angezeigt und sind auch nicht hineinzubewegen, obwohl alle Einstellungen stimmen. Gute Erfahrungen habe ich mit Plugins von Voxengo, Melda und U-HE gemacht. Schlechte mit LePou, Waves und IK Multimedia. Die letzten beiden benötigen nämlich ein eigenes Lizenz-Center, das nicht sauber funktioniert. Wer Effekte mit Dongle-Pflicht besitzt, kann diese gleich eingepackt lassen. Ich habe kein einziges zum Laufen bekommen. Es gibt sicherlich den einen oder anderen experimentellen Weg, aber nutzerfreundlich ist anders.

Beim Aufnehmen hatte ich auch so meine Probleme – nicht immer, aber für meinen Geschmack zu oft. Einfaches Recording von Gitarre über eine Amp-VST und eine Boxensimulation mit IR hat bei mir regelmäßig xruns (Buffer-Overflow) bei einer Latenz von 256 Samples produziert. Das wurde zwar mit höherer Latenz (ab 512) besser, lässt sich damit aber nicht in Echtzeit einspielen und ist für mich als Musiker unbrauchbar. Ich hatte mich hierzu auch in einschlägigen Foren mit wineasio-Nutzern ausgetauscht. Die nutzen alle andere Interfaces und bekommen teilweise eine stabile Verbindung bei einer Latenz von 64 Samples. Traumzustand. Meine MBox Mini, das Scarlett 2i2 und die Audiobox USB haben das alle nicht geschafft. Kurzum: Man kann mit seinem Interface wohl Glück haben oder man muss mit Fehlern rechnen bzw. die aufwändig ausmerzen.

Ein weiteres großes Problem ist die Überlagerung von Hotkeys. Reaper benutzt sehr oft die Alt-Taste, die aber von machen Linux-Desktops verwendet wird. Somit sind manche Funktionen nicht in der DAW vorhanden.

Was nehme ich aus meinem Experiment mit? Steige ich um?

Ich muss sagen, ich hätte nicht gedacht, dass man mit Linux teilweise so gute Ergebnisse erzielen kann. Der Funktionsumfang von Linux-DAWs steht gerade bei Ardour den kommerziellen Windows und OSX-Alternativen in nichts nach. Zusammen mit einer Hand voll Plugins (vor allem die von CALF) kommt man hier echt auf modernem Wege zum Ziel. ABER:

Ich hatte währenddessen immer wieder Programmabstürze, xruns oder sonstige Wehwehchen, die ich nur mit Hilfe des Internets und dem Linux-Terminal langwierig lösen konnte. Mit diesem Selbstexperiment habe ich aber Linux als Alltags-OS sehr schätzen gelernt. Es steht in Office, Internet und teilweise (dank Valves Enthusiasmus) sogar Spielen in nichts nach. Alles Alltägliche kann ich ohne Fehler erledigen. Man muss sich eben nur an andere Programmnamen gewöhnen. Installation und Wartung von Linux und den Programmen ist so dermaßen einfach (über den Terminal), dass ich echt mit Windows und OSX zu kämpfen hatte, weil da „alles anders“ ist. Vor allem aber umständlicher. Nun leben wir aber im 21. Jahrhundert und das Arbeiten im Terminal ist zurecht etwas verpönt. Auch muss man je nach Linux-Distribution sehr viel selber konfigurieren. Das nervt teilweise extrem. Die Nutzer wollen es eben so. Am Ende versteht man dadurch auch das arbeitende System viel besser. Aber mal ehrlich: Haben wir uns deswegen so durch manche Betriebssysteme gequält, um nun wieder mit der Kommandozeile arbeiten zu müssen? Ich denke nicht.

Ein ganz guter Kompromiss ist hier Ubuntu und seine Ableger wie Ubuntu Studio. Hier ist sehr viel vorkonfiguriert und braucht nicht unbedingt Terminal-Arbeit. Aber ganz ohne kommt man eben doch nicht aus. Solange das so ist, wird es nie von der breiten Masse akzeptiert werden, die zurecht von OSX oder Windows verwöhnt werden, was Benutzerfreundlichkeit angeht. Wenn man ein Auto kauft, muss man auch nicht wissen, wie der Motor genau funktioniert. Das wöllte ich auch nicht. Jeder darf aber so leben und das nutzen, was er möchte. Also warum etwas schlecht reden, nur weil es einem nicht passt. Wenn kein Interesse an systemnahen Betriebssystemen wäre, wäre Linux schon lange wieder vergraben.

Aber abgesehen von dem Kommandozeilenzwang gefällt mir die Idee und Ideologie hinter Linux. Außerdem fühle ich mich durch das Open-Source Konzept etwas sicherer, was jüngste Datenschutzskandale angeht. Kein System ist sicher, aber dadurch dass jeder interessierte Nutzer in den Quelltext schauen kann, fallen hier Fehler oder Hintertüren vermutlich schneller auf als in Programmen und Betriebssystemen mit geschlossenem Quelltext. Da darf aber auch jeder denken, was er möchte und sicher gibt es ein paar Leser, die mich für meine Meinung gern an den Pranger stellen möchten oder mich einfach nur widerlegen wollen. Zum Glück leben wir aber in einem Land, wo jeder seine Meinung haben darf. Deal with it. ;)

Aber was ist nun mit Audio und Linux? Alternative für mich? Kurz gesagt: nein. Ich werde auch nicht umsteigen.

Es ist zwar toll, was Linux alles bieten kann. Vor allem JACK hat es mir ehrlich angetan und ich habe es mir auch schon für mein OSX und Windows installiert, nur lässt es sich hier schwerer verwenden, da die Programme nicht darauf ausgelegt sind. Sehr schade. Mit Ardour und den CALF Plugins lässt es sich ganz gut arbeiten, allerdings fühle ich mich auch nach dieser langen Zeit nicht sehr wohl. Ardour will bei mir, egal mit welcher Hardware/Software-Konstellation, einfach nicht 100% stabil laufen und geht manchmal einfach aus oder produziert xruns. Klar, ich kann mir die Log-Dateien anschauen und meine Konfiguration ändern. Aber warum muss ich das anpassen und nicht wie bei einer Win/OSX-DAW installieren, kurz einstellen und von da an läuft es?! Das allein ist für mich ein No-Go.

Auch die gesamte Konfiguration und das Experimentieren nervt mich nach einiger Zeit und hält mich von dem ab, was eigentlich der Sinn war: Musik machen. Zudem fehlen auch sehr viele Plugins, die ich mir nach und nach zusammengekauft habe und somit verschwendetes Geld wären. Auch WINE hat mir hier nicht weiter geholfen. Klar, man kommt vermutlich zum selben Ziel wie in der alten Umgebung, nur bei mir dauert es auch nach vielen Wochen noch sehr lang und ist eben nicht fehlerfrei bzw. macht mir mehr Sorgen als ich es gewohnt bin.

Aus dem Experiment habe ich aber immerhin Linux gut kennengelernt. Und nicht nur eine Distribution, sondern ich habe mir neben den hier genannten auch noch knapp zehn andere angeschaut. Diese Zeilen schreibe ich zur Abwechslung mal nicht von meinem Laptop mit Frucht drauf, sondern mit Ubuntu.

Ich hoffe trotzdem, dass die Entwicklung von Linux und Audio weiter geht und neben Bitwig und Tracktion auch eine klassischere DAW an Linux versucht, meine große Hoffnung ist und bleibt Reaper, auch wenn sich die Entwickler dagegen ausgesprochen haben. U-HE macht als Plugin-Hersteller einen sehr guten Anfang und da sollte von anderen nachgezogen werden. Nur dann kann sich langsam eine echte Alternative ergeben. Wenn der Wille aber weiter so ist wie aktuell, dann sehe ich da auch langfristig nur ein Dual-Boot System mit Windows oder OSX für mich.

Mich würde interessieren, wer hier sich auch schon einmal dran versucht hat?! Schreibt mir einfach eine Mail oder unten in die Kommentare. Wer möchte, kann auch seinen ganz eigenen Erfahrungsbericht als Gastbeitrag niederschreiben.

UPDATE: Ich habe gerade erfahren, dass Ardour einen Windows-Build ab sofort zur Verfügung stellt und Supporter und Tester sucht. Das heißt, dass eine weitere DAW für drei Systeme angeboten wird. Außerdem wird es bald Ardour 4 geben. Die Entwicklung geht somit voran und vielleicht mausert sich Ardour doch bald noch zu einer 100% stabilen DAW. VSTs laufen schon mal ohne Probleme in der Demo.

Bildquellen:
  • So sieht Reaper unter WINE aus.: Scrennshot: gearnews
  • Die Konfiguration mit WineAsio. Nicht schwer.: Scrennshot: gearnews
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23 Antworten zu “[Kolumne] Linux als DAW? Ein Selbsttest über mehrere Monate – Teil 5”

    g sagt:
    0

    Zu den gleichen Schluss bin ich bei mir auch gekommen. Allerdings bin ich bei Fedora geblieben. Danke für die sehr interessante Artikelreihe. :)

    metabeat sagt:
    0

    Danke für dieses Resümee und die Mühe, deine Erfahrungen zu posten.

    Sehr lustig, dass der Stand der Dinge wie vor 7 Jahren, als ich zu dem gleichen Ergebnis kam, immer noch vorherrscht. Ich hatte damals im Rahmen des Projektes JackLab der Welt WineAsio vorgestellt. Unsere „Entwicklungsteam“ hatte sich um die praktische und anwendbare Verbesserung des Codefetzens „WineAsio“ gekümmert, und mein Job war es, das praktisch zu nutzen (immer mit einer Konsole zum Monitoring) und bekannt zu machen. Hier der erste Post aus der LAU vom 1. April 2007: http://comments.gmane.org/gmane.linux.audio.users/39139 – das ganze funktionierte so gut, das wir es gleich in unsere openSUSE basierte Distribution JAD einbauten. Ich war dann auf vielen Messen und hab Vorträge gehalten, aber dann ging uns das Geld aus und wir mussten JackLab einstellen. Und ich verabschiedete mich von Linux und dem ewigen gefrickel. Mein Motto im Jacklab Team war immer: „Ich wollte doch eigentlich nur Musik machen“ – am Ende hatte ich selber kaum noch Zeit dafür.
    Praktisch war meine Intention, das es mit Linux so gut wie mit OSX läuft, was Audioverarbeitung betrifft, aber das funktioniert nur wenn man diese drei Punkte beachtet:

    a) Das es Treiber für Audiohardware gibt
    b) Es einen „sicheren“ Linux Realtime Kernel gibt
    c) Es professionelle VST Hosts und ausreichend Plugins gibt

    Heute funktioniert es nur, wenn man Glück hat und zufällig oder absischtlich eine Mischung aus Hard- und Software benutzt, die diese Faktoren ausreichend beachtet:

    a) Class Compilant Midi/Audio USB oder FFADO unterstützes FW, gut sind auch ältere auf dem ICE Chip basierte PCI Karten (24/96 Audiophile etc) .

    b) RT Kernel erfordert, das man nicht mit der Grafik in Konflikt kommt, also keine propritäten Grafiktreiber nutzen, sondern Intel oder freie Nachbauten, die allerdings im 3D Bereich nicht gut sind. RT Kernel bedeutet, das das System total schnell läuft ohne xruns oder/und heftigst crasht. Da das RT Patch immer noch viele Kernelbestandteile „zerbricht“, ist ein RT Kernel oft nur ohne Stromsparmoden etc nutzbar, die Linux DAW wird zum Energiesauger.

    c) Ich kenne nur zwei verlässliche VST Hosts für Linux: Der Supertracker Renoise, der es schon seit Jahren absolut verlässlich macht und Bitwig Studio, mit dem man am ehesten ein echtes DAW Gefühl bekommt, auch dank umfassenden DAW Controller Support. Leider ist die Auswahl hochwertiger VST Instrumente/Effekte heute noch sehr beschränkt, es fehlen essentielle Sachen, wie Sampler und Ampsimulationen.

    Ist es ehrlich 7 Jahre her, wo ich dieses Experiment mit JackLab gemacht hatte und zu dem gleichen Ergebnis gekommen bin? Eigentlich ist seit dem nur Bitwig und U-He dazugekommen, ansonsten werden die gleichen technischen Fragen und Anforderungen gestellt wie damals. Vielleicht in weiteren 7 Jahren bin ich dann wirklich zufrieden und kann unbesorgt Linux basierte Software zum Musik machen nutzen, wie ich es seit vielen Jahren mit OSX schon habe?

      Hartmut Noack sagt:
      0

      Deine Idee war nie, dass es „so gut“ läuft, sondern von vornherein, dass es *genauso* läuft. Und das läuft eben gar nicht, kann und soll auch nicht.
      Windows-VST wird bis auf weiteres in Linux allenfalls als Krücke via Wine laufen. @claudius hat genau den richtigen Ansatz verfolgt: einfach gucken, was es an nativen Alternativen gibt. Calf, Guitarix etc in LV2 und ein paar gute LXVST.
      Ich habe jetzt seit 5-6 Jahren kein Treiberproblem mehr gesehen und keine Kernel-Konfiguration mehr per Hand angefasst. Sicher gibt es Hardware zu kaufen, für die es schlich *keinen* Treiber gibt. Aber es gibt gleichwertige andere, die makellos funktioniert.

    lcatlnx sagt:
    0

    Bin Anfang des Jahres mit meinem Audio Zeug umgestiegen und bleibe dabei. Ich bin allerdings auch schon auf den anderen Systemen Renoise User gewesen, habe meine Commandline seit ca. 12 Jahren lieb, bin sonst auch schon mal ganz tief in den Kessel mit dem IT Zaubertrank gefallen und konnte leider die letzten 15 Jahre dort leider nicht mehr rausklettern. ;)

    Wine kommt mir nicht aufs System! Native oder gar nicht.

    Grüße,

    Einer der elitären Arch User. :P

    Hertzkasper sagt:
    0

    Mich hat mal ein Kollege aus der IT-Ecke gefragt, warum ich nicht mit Linux arbeite und Hauptargument war meinerseits, dass es im Pro-Audio-Sektor da einfach nichts Vernünftiges gibt. Ich arbeite mittlerweile sehr exzessiv mit Dante Audionetzwerken und auch hier gibt es lediglich Lösungen für Mac oder Windows.
    Ich habe diverse Mal schon verscheidenen Distributionen versucht und es ist irgendwie immer gescheitert. Das Problem ist, dass sicher mit Linux Einiges geht, aber für den unbeleckten Normal-Anwender ist es einfach zu einarbeitungs-intensiv. Ich persönlich habe auch einfach nicht die Zeit, mich den ganzen Tag am Rechner aufzuhalten, um meine Umgebung einzurichten. Wenn Ich hier allein schon wieder von den ganzen Zusatz-Schnittstellen lese, die ich dann noch mühselig zu Fuß installieren muss, fährt bei mir der Rolladen runter.
    Bei meinen jetzigen Systemen (Windows 7 und Mac) installiere ich die Hardware (ca. 2 Minuten), installiere die DAW (ca. 10 Minuten), das PlugIn-Paket (ca. 20 Minuten) und bin am Start. Und es läuft ja auch. Ich habe z.B. auch für die Pro-Audio-Anwendungen eine seperate und sehr stabile Installation ohne Online-Gedöns (keine BS-Updates, Virenscanner etc.), die seit Jahren fehlerfrei läuft.

    Freeware käme in dem Sektor einfach nicht in Frage, da ich auch häufig Support in Anspruch nehme. Ich möchte, dass da gut bezahlte Profis aus der Branche sitzen, die mir weiterhelfen. Das ist mir dann auch die Ausgabe wert, da es sich um Handwerkzeug handelt, mit dem ich dann auch Geld verdiene. Früher musste man sich ein teures Pult, eine Bandmaschine und diverse Outboards kaufen. Da kamen schnell mal 50.000-100.000 Euro für ein rudimentäres Setup zusammen. Da bleibe ich heute mit Hardware und Lizenzen unter 10.000 Euro.

    Ein weiterer Gesichtspunkt im Bereich Pro-Audio ist halt auch die Austauschbarkeit der Daten. Ich kann Audiofiles + Projektdaten und PlugIn-Presets einfach weitergeben, und woanders können die dann weiter verarbeitet werden.
    Ich weiß, dass mich die Gemeinde jetzt ans Kreuz nageln wird, aber Linux wird wohl solange ein Nischendasein bestreiten müssen, solange es nicht wirklich massenkompartibel sein wird. Der Großteil der Anwender wird meist durch die Einstigshürden abgeschreckt und meiner Meinung nach kann man mit branchenorientierter Freeware (soweit es da überhaupt gibt) meist nicht wirklich professionell arbeiten. Viele Nutzer sind eben nur Nutzer und keine Programmierer, die das Verständnis für diese Arbeitsweisen nicht mitbringen.

      gearnews sagt:
      0

      Hier wird keiner für seine Meinung ans Kreuz genagelt. Ich hatte mich zwischenzeitlich mit vielen Linux-Nutzern unterhalten, auch welche im (Semi-Pro) Audio-Sektor: Die wollen das Gebastel und die komplette Modularität des Systems. Entwickler, die neben Win und OSX auch Linuxversionen haben, schrieben mir unabhängig voneinander, dass die Splitterung der Distributionen (inkl. unterschiedlicher oder fehlender Paketmanager, Desktop Environments) ihnen das Leben schwer machen, dass sie sich an Ubuntu halten um wenigstens ein paar Nutzer zu erreichen. Support können sie deswegen auch nur dafür anbieten. Linux‘ Vorteil ist hier gleichzeitig der Nachteil.

      Aber was man nicht verwechseln darf: Linux Software ist nicht automatisch Freeware, sondern idR. Open Source – wie auch immer geartet. Beispiel Ardour: Die Entwickler leben komplett von Spenden, obwohl der Source Code kostenlos verfügbar ist. Auch Firmen wie Red Hat leben sehr gut von Linux. Auch Bitwig Studio hat einen nennenswerten Anteil an Linux-Nutzern.

      Wer ernsthaft musiziert oder mischt (mit allem drum und dran), der hat keine Zeit für Gebastel. Oder will sie nicht haben. Und das versteht die Linuxwelt nicht, bzw. will sie auch nicht. Der Gedanke ist ja, dass sich die Menschen mit ihren Systemen auseinander setzen und es selbst anpassen. Das ist in der heutigen Zeit von vorinstallierten OS wie Windows oder OSX der Fluch. Die Leute sind faul geworden, weil es eben funktioniert. Deswegen wird Linux Nische bleiben, aber das will es laut diverser Manifeste auch.

      Ich find’s extrem schade, dass nicht beides geht.

      //Claudius

        Stephan sagt:
        0

        Einen wundervollen Morgen an alle Beteiligten. Ich habe voller Spannung diesen Bericht verfolgt und bin über die Maßen begeistert von dem „Experiment“.

        Ich war jahrelanger Linux Nutzer, (allerdings kein Ubuntu-pfui Geier!!!) bin jedoch seit zwei Jahren auf Windows zehn umgestiegen und benutze leider ein iPhone.

        Zum Einen gibt es tatsächlich Distributionen mit Linux Kernel, die heutzutage sehr angenehm innovativ und intuitiv sind und sehr gut mit professioneller Musikproduktion umgehen können. LMMS hat da gut nachgerüstet. (Zu hören übrigens unter den LMMS greatest Hits fire ban schon für umgerechnet zwei Euro pro Sampler bekommt, um zu zeigen was darunter möglich ist.)

        Andere Musiksoftware hat sich da auch ähnlich etabliert, inwiefern genau ist allerdings schwierig zu erklären, da ich mit LMMS und audacity arbeite, womit man ganz passabel agieren kann.

        Es kommt natürlich auch darauf an, was man für eine distribution benutzt.

        Da Apple ja auch auf einem Linux-Kernel fußt, ist die Verwunderung von Apple Nutzern immer eine Sache die mich doch arg verwundert. Gerade weil Apple sich ja auch massiv an der Optik von Linux bedient. *Hust*

        Ubuntu ist was das anbelangt das OS, das Windows und iOS immer ähnlicher wird, weshalb es immer weniger Spaß macht. Sicher, wenn alles läuft bis man den Kopf nicht mehr anstrengen. So ist es auch beim Autofahren heutzutage. Alles wird einem abgenommen. Spurassistent, sekunsebsxhlafüberwacher und irgendwann autonomes fahren. Das wird es bei den Betriebssystemen wie Windows, iOS und Ubuntu auch bald geben. Ubuntu kreide ich es deshalb so stark an, weil der Gründer den freien Gedanken an Windows verkauft hat.

        Und man muss bedenken dass freieste Linux ist Debian, da es mit den meisten Programmen arbeiten kann. Kompliziert in der Installation. Einfacher ist Ubuntu in der Tat aber auch nur mit der Kompilierung auf .deb-formaten.

        Ich steige wieder um auf Deepin. Alternativ und einfach mit eben Debian als Unterbau und hervorragender Performance. Mein Akai Mini Midi MK2 wird problemlos erkannt und die Musiksoftware-für meine Verhältnisse-perfekt genutzt.

        Ich möchte mir auch keine Sorgen machen müssen, ob es läuft. Dennoch möchte ich, das es so läuft wie ich es will. Deshalb Deepin.

        Bei Windows, Apple und Ubuntu bekommt man so enorm viel schon im Betriebssystem, von dem ein normaler Nutzer höchstens 25% nutzt und braucht. Aber gut dass ist auch die anerzogene Mentalität: „Alles haben-ob man’s braucht ist egal!“

        Dennoch hoffe ich natürlich, das jeder das Betriebssystem findet, das für jeden persönlich am besten passt.

        Mit freundlichen Grüßen

          claudius sagt:
          0

          Auf jeden Fall! :)

          Wobei eine Verbesserung muss ich noch bringen: OSX bzw. macOS nutzen kein Linux, sondern eine Unix-Version names Darwin mit XNU-Kernel. Und Linux ist nicht Unix. „Linux Is Not UniX“

          Die Optik ist so eine Sache. Mac OS hatte die schon ziemlich lange und mit der Zusammenlegung mit NeXT ist es da, wo es jetzt ist. Die verschiedenen „Desktops“ resp. Window Manager von Linuxen orientieren sich an OSX und Windows und bringen auch eigenes mit, aber ich würde gegenhalten, dass OSX oder Windows bei Linux abschauen. Dafür sind die einfach schon zu lange (teil länger) auf der Schine unterwegs.

    ShalokShalom sagt:
    0

    Wie wärs mal mit einem Update hierzu?

      gearnews sagt:
      0

      Stimmt, ist schon ein wenig her. Ich schreibs mir mal auf die To-Do-Liste. :)

        ShalokShalom sagt:
        0

        Gerade ein neues gefunden: Renoise.

        http://www.renoise.com/products/renoise

          Marc Shake sagt:
          0

          Renoise ist super. Dank CarlaVST kann man mittlerweile auch sehr, sehr viele WIndows-VSTs nahezu problemlos unter Linux benutzen.

            gearnews sagt:
            0

            „Nahezu“ ist ein Wort, was mich hier stört.

            Marc Shake sagt:
            0

            Wine bietet leider nicht 100% Kompatibilität zu Windows. Und gerade wenn das Plugin irgendwelche API-Funktionen von Windows nutzt, die die Wine-Macher gar nicht kennen, semmelt das Plugin ab. Ist aber eben mittlerweile eher die Ausnahme und nicht mehr die Regel.

          Tina sagt:
          0

          Das liest sich bzgl der PlugIns doch schonmal vielversprechend!
          Danke für den Link, werd ich mir mal genauer anschauen.
          Gibt es denn hinsichtlich der PlugIn Problematik/Schnittstelle hoffnungsvolle Neuigkeiten?

            claudius sagt:
            0

            Leider nein. Das schleift alles vor sich hin und alle wollen ihr eigenes Süppchen kochen.

            Tina sagt:
            0

            das ist nicht das was ich hören wollte ;-)
            und dann gibt es leute die sich wundern wieso linux so niemals weitreichende enduser verbreitung finden wird….

            ein kreuz alles und vor allem das apple zu einer 100%tigen shareholder nutte verkommen ist, denn osx ist ja nunmal der mit abstand beste kompromiss.

            vielleicht gibt es ja ein ähnlichen unix aufbau ohne den hardware und systemischen zwang, wo aber z.b. logic problemlos drauf läuft!?

            werd mir aber mal die renoise sache zu gemüte führen, scheint dann ja wohl derzeit die einzige einigermaßen nutzbare methode hinsichtlich plugin nutzung zu sein!?

        apfel_hater sagt:
        0

        oh ja, bitteeee ;-)

        ich war 1/4 jahrhundert absolut überzeugter apple user, mit windows ausflügen (bedingt durch job und vor osx fehlenden office/internet funktionen).
        windows ist für mich weiterhin und grad mit der neuen nsa version, ein absolutes no-go.
        leider ist apple ja inzwischen auch zu einer reinen shareholder nutte verkommen und der ursprüngliche vorteil den man sich ja königlich bezahlen liess und auch noch lässt, stabilität und funktion ist nicht mehr gegeben und fühlt sich inzwischen so an wie zu win98 zeiten.
        aus diesem grund habe ich mich sukzessive von allen apple gerätschaften getrennt (iphones, ipads, watch, atv’s, airports, minis und mac pros). wg logic läuft hier aber seit dem mac pro verkauf noch ein hackintosh, der quasi auch die basis für alles was mit den anderen devices zu syncen ist.
        deshalb würde ich einiges dafür geben, mit bitwig komplett umzusatteln, auch wenn ich linux nur aus neugier von vor 10-15 jahren kenne.
        aber meine wut ggü apple ist so immens, dass ich es gerne auf mich nehmen würde, wenn ich diesem drecksladen endlich komplett und für immer den rücken kehren könnte ;-)

      Tina sagt:
      0

      Der Bitte schliesse ich mich nachdrücklich mit an ;-) !!!!
      Auch ich habe inzwischen die Faxen mehr als dicke von Apple (von Windows muss man als ehemals überzeugter OSX Nutzer ja nicht wirklich erst anfangen ;-) ).
      Inzwischen wird doch eine zumindest 75%tige Umgebung unter Linux möglich sein!?
      Bitteeee ;-)

    Momo Roberts sagt:
    0

    Hola. Gerade erst gefunden den Text. Ist zwar schon etwas her, aber was Du meiner Meinung nach gar nicht erwähnt hast sind die Latenzen. Hast Du die mal gegenüber gestellt Liunx – Windows – Apfel ? Gruessle Mo

      gearnews sagt:
      0

      Macht nix ist doch immer noch halbwegs aktuell.
      Mit den Latenzen ist das immer so eine Sache, da jeder die DAW anders nutzt. Ich mache zum Beispiel wenig mit Sample Bibs und dementsprechend auch wenig mit Sample Playern – andere nutzen das nur. Ich nehme Gitarre/Bass/Stimme und auch mal andere Instrumente auf, also hauptsächlich „Mikroarbeit“. Da hatte ich keine nennenswerten Unterschiede festgestellt zwischen den drei Betriebssystemen an der gleichen Hardware – mit einem kleinen Class Compliant USB-Interface. Braucht es Treiber oder wird per DSP-mixer konfiguriert, ist die Nutzung Glückssache – und damit sind auch mehrere Inputs simultan immer so eine Sache. Ich hatte ehrlich gesagt nie mehr als 2 gleichzeitig genutzt. Und da kann es locker das Wasser reichen. Gibt es ALSA-Treiber, dann sicherlich auch mit mehr Inputs. Gibt es nur den Fallback-ALSA (sowas wie ASIO4ALL) dann wohl eher nicht.

    volapuek sagt:
    0

    also ich bin bei Linux von Anfang an (Slakware) mit dabei, habe auch keine alternativen wie CP/M zur Verfügung mit YouTube kam ich zu der Erkenntnis das der Ton die Musik macht und dass das Mirko wichtiger ist als die Kamera und dies ist teil der Recherche wie macht man mit Ubuntu YouTube?

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