von claudius | Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Im Mixer der Session-Ansicht kann man die Lautstärkeverhältnisse anpassen  ·  Quelle: sofasession.com, Screenshot: Gearnews

Man kann angemeldete Musiker nach Musikrichtung und Instrument suchen  ·  Quelle: sofasession.com, Screenshot: Gearnews

ANZEIGE

Jammen über das Internet? Die Idee hatten schon ein paar Entwickler. Sofasession aus Wien hat eine Plattform entwickelt, die ohne nennenswerte Latenz ohne Extraprogramme funktioniert. Das ist natürlich immer leicht zu behaupten – doch funktioniert es auch in der Realtität? Ich habe mir das neue Konzept einmal angeschaut.

ANZEIGE

Sofasession

Man lädt sich bei Sofasession nichts herunter, sondern braucht nur Browser (Firefox oder Chrome werden empfohlen) und ein Instrument inklusive Anschlusskabel an den Rechner. Ob das nun die interne Soundkarte mit Adapter oder ein USB-Audiointerface ist, ist jedem freigestellt. Eine schnelle Internetleitung ist natürlich bei allen Teilnehmern vorausgesetzt.

Man erstellt sich also einfach ein Nutzerkonto auf der Homepage. Hier möchte ich noch einmal hervorheben, dass das weitgehend anonym ist, denn man braucht nur eine E-Mail Adresse anzugeben, mit der man sich später einloggen will. Dazu wählt man sich einen Nickname und ein Passwort. Auf der Seite kann man sich mit anderen Nutzern anfreunden oder mit fremden Nutzern jammen, die gerade online sind. Man kann entweder selbst eine private oder öffentliche Session starten oder einer offenen beitreten. Jeder Musiker bekommt seine eigene Spur und einen Mixer, in dem man die verschiedenen Lautstärken der Teilnehmer einstellen kann.

Wer nicht die interne Soundkarte nutzt, der muss sich den Sofasession Client herunterladen. Unter Windows werden hier noch verschiedene Einstellungen angeboten, wie die Eingänge und Ausgänge, die genutzt werden sollen (immer nur als Stereopaar), beim Mac Client gibt es die Einstellungen (noch) nicht. Auf der Seite lassen sich leider keinerlei Plugins nutzen. Damit kommt schon das erste Problem auf einen zu: Man muss den Sound vor dem Interface fertiggestellt haben. Wer keinen Modeling-Amp zur Seite hat, sondern nur seine Effektkette und Gitarre oder Bass, bei dem klingt es natürlich nicht so toll wie in der DAW mit Ampsimulation. Drums oder andere Instrumente können nur über Mikros abgenommen werden, weil Sofasession noch kein MIDI unterstützt.

Ich habe das mit zwei befreundeten Musikern einmal ausprobiert und muss sagen, dass es ziemlich gut klappt – viel besser als ich mir ausgemalt habe. Die Latenz liegt gefühlt (!) bei 128 bis 256 Samples und ist damit noch sehr gut spielbar. Die Lautstärkeverhältnisse kann ich individuell anpassen. Wer gerade keine passenden Musiker in der Datenbank zum Jammen findet, der kann sich auch aufgenommene Songs als Session laden und dazu jammen.

Ich muss es einfach zugeben: Es macht Spaß und funktioniert ohne große Probleme. Mich persönlich interessieren auch noch die technischen Hintergründe, die werden aber leider nicht kommuniziert. Ich habe aber mal eine Anfrage an das Team gesendet und reiche die Antwort hier auf jeden Fall nach. Bisher fehlt mir auch noch der Export der aufgenommenen Sessions, schließlich will man seine musikalischen Ergebnisse nicht nur auf der Homepage anhören, sondern vielleicht auch an meine Mitmusiker per E-Mail schicken oder zur nächsten Probe auf dem MP3-Player als Gedächtnisstütze mitbringen.

Wer sich auch mal mit ein paar Freunden im Internet zum Jammen treffen will, kann das jederzeit kostenlos auf sofasession.com ausprobieren. Auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, was Musizieren in der heutigen Zeit und Kultur betrifft. Das behalte ich im Auge.

ANZEIGE

Update

Ich habe die Antwort schon erhalten. Sogar ziemlich ausführlich, das hätte ich nicht erwartet. Ich fasse es mal kurz und knapp zusammen:

Als Audiocodec wird auf OPUS gesetzt. Es wird mit 48 kHz, gesampelt, wobei es je nach Leitung bzw. Geschwindigkeit auf 44.1 runtergehen kann. Im Netz werden die Daten über UDP ausgetauscht. Eingehende Audiostreams haben eine Latenz von ca. 10 ms, das enspricht in etwa meinem Gefühl von der Verzögerung und ist gerade noch im Rahmen.

Der Client greift auf die ASIO SChnittstelle zurück, wenn die nicht vorhanden ist, wird WDM genutzt. Plugins und MIDI stehen auf jeden Fall auf der Update-Liste, ebenso wie die Möglichkeit die Sessions aufzunehmen und herunterzuladen.

Hört sich sehr vielversprechend an. Ich wünsche dem jungen Team aus Österreich alles gute beim Gelingen.

Weitere Ideen

… zum gemeinsamen Jammen findet ihr hier.

Video

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

ANZEIGE

5 Antworten zu “Sofasession – latenzfreies Jammen übers Internet?”

    Geheim sagt:
    0

    Interessante seite. Vielleicht kann ich meine band überzeugen. unser drummer ist momentan beruflich knapp 200km weg und wir können so richtig erst wieder in 4 wochen proben. Muss er sich nur noch ein e-drum besorgen.

    Klaus sagt:
    0

    Gibt’s offenbar nicht mehr

    Ali Can sagt:
    0

    Geile idee aber ich komme nicht auf die Seite. Ist der Server ausgelastet???

      Rübe sagt:
      0

      die haben in der jetzigen weltweiten Situation probleme mit der Server-Auslastung. Siehe die facebook-seite von sofasession. Ich hoffe sie bekommen es bald in der Griff. Schliesslich wollen jetzt alle Musiker mal wieder spielen, was sich in der aktuellen Lage mit Corona schwierig darstellt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert